Umgesiedelt aus dem Thread "Forenverhalten".
augustus » 06 Mar 2016, 20:14 hat geschrieben:Guten Abend Herr Buchsky,
na sehen Sie, es geht doch! Das nenne ich mal einen sachlichen Beitrag, den ich durchaus nachvollziehen kann,
obwohl ich bei Ihren fundierten Kenntnissen nicht mithalten kann.
Der Mensch hatte doch wohl schon immer das Bedürfnis an ein höheres Wesen, das alles lenkt und für alles Unerklärliche stand, zu glauben. Für mich ist das tief verwurzelt und kann nicht rational begründet werden. Gibt es erst seit 2000 Jahren Religionen?
Was ist mit den Natur-/Urreligionen?
Was war unter Stalin? Wie war's in der DDR? Was ist in Nordkorea los? Hat es irgendwas geholfen, dass Religionen verboten/unerwünscht waren? Sind da die besseren Menschen herangewachsen? Was ist mit Personenkult als Religonsersatz?
Wenn Sie Religionen pauschal verunglimpfen, treffen Sie auch die Menschen, die gläubig sind.
Ich lehne die Kirchen als Institutionen ab, die fürchterliche Verbrechen im Namen Gottes begangen haben, aber ich respektiere jeden, der in seinem Glauben auch Unterstützung findet. Es gibt viele Menschen, die ohne ihren Glauben verloren wären und gar keine Hoffnung mehr haben könnten und die Kraft aus ihrem Glauben schöpfen. Vielleicht würden diese Menschen aus Wut und Verzweiflung sich sonst eher an ihren Mitmenschen vergreifen?
Ich kenne etliche Leute, die erst wieder im Alter oder nach einem Schicksalschlag in die Kirche gegangen sind und Trost
gesucht haben. Die Kirchen können auch für manche eine Soldidargemeinschaft sein in der sie sich gut aufgehoben fühlen.
Vor über 20 Jahren bin ich aus der kath. Kirche ausgetreten als der Papst im Kosovo-Krieg erwartet hat, dass selbst die vergewaltigten schwangeren Frauen die Kinder zur Welt bringen müssen. Nach Pillen- und Kondomdiskussion etc. ist dann das Fass für mich übergelaufen. Heute könnte ich fast wieder eintreten, da ich diesen Franziskus einfach liebe!
Schönen Abend noch!
Zum ersten gefetteten Text:
Die rationale Begründung für Ihre Annahme gibt es sehr wohl! Sie macht nur keinen Spaß!
Unwissenheit und Schutzbedürfnis (Selbsterhalt) haben es frühzeitig ermöglicht, dass derjenige, der mit der Keule am besten umzugehen verstand, sich zu den an ihn gerichteten Fragen Antworten ausdenken konnte. Die wohl größte Legitimation für Herrschaft war die Fähigkeit, Feinde fern zu halten und zukünftige Geschehnisse voraussehen zu können. Dunkle Wolken-Gewitter, Jahreszeitenwechsel, Tidenhub etc.
Um diese Herrschaft über den Zeitpunkt hinaus zu verlängern, an dem die Keule nicht mehr so gut geschwungen werden konnte, wurde die Hoheit oder die Verfügungsgewalt eingeführt, die nicht mehr nur auf Stärke, sondern auf der Fähigkeit zu führen beruht, die mit der Fähigkeit zur Voraussage einherging. Andere wurden beauftragt, die Keule zu führen. Um die Legitimation zu vergrößern und ihre in Intervallen nötige Hinterfragung zu vermeiden, wurden die Erklärungsmuster für Blitze, Donner und andere Naturphänomene mit der Existenz erst verschiedener und später mit einem Gott verbunden, deren und dessen Existenz gar nicht in Frage gestellt werden konnte, ohne an der Autorität dessen zu zweifeln, der die Gottesbehauptung aufgestellt hatte.
Natürlich hat es Naturreligionen gegeben und es gibt sie immer noch, die Legitimation durch einen fiktiven Gott, dessen Autorität direkt zu der Autorität des Herrschers, Häuptling oder Chefs führte, der von sich behaupten konnte, mit dem selbstentwickelten Gott in engem Kontakt zu stehen, ohne dass das in Frage gestellt werden konnte, war ein Muster, dass sich all jene angeeignet haben, die ihrerseits Autorität ausüben wollten.
Nachdem sich dieses Muster durchgesetzt und etabliert hatte, wurde die Perfektionierung betrieben, um eine Art unhinterfragbare und ewig währende Autorität behaupten zu können.
Das war der Zeitpunkt, in dem die ersten schriftlichen Überlieferungen dazu führten, dass die Verewigung des Patriachats ermöglicht hat und Erbhöfe gründete.
Dass es zwei Sorten von Menschen gibt, wird den Schöpfern dieses Systems längst bekannt gewesen sein. Solche, die Fragen haben und solche, die Antworten haben. Die Schaffung von nicht in Frage zu stellenden Entitäten führte dazu, dass alle Fragen IMMER beantwortet werden konnten, und zusätzlich konnte die Infragestellung des Systems mit der Infragestellung des behaupteten Gottes gleichgesetzt werden, was den Widerspruch zu einer gefährlichen Sache machte.
Die dem Menschen eigene Angst vor der Vergänglichkeit wurde zur Hauptwaffe der Religionen in der Bestrebung, Herrschaft über Menschen ausüben zu können, mit der Einführung des Geschäftsmodells "Auferstehung" war der Mechanismus perfekt. Herrschaft über den Tod bedeutete lange auch Herrschaft über das Leben.
Ende Teil1 der Antwort.
Das ist meine These zur Entstehung der Gottesthese, und jetzt muss ich kochen! Ich hoffe aber, dass Sie, liebe Augustus, erkennen können, wohin meine Annahme führt.
Den Rest krimmer später!