Faszination Fliegen!

[berndgrimm]

Die Aeroflot war zur Sowjetzeit die grösste Airline der Welt.
Sie hatte mit der grössten Flotte die meisten Passagiere und die meiste Fracht befördert.
Aber Grösse sagt nun mal nichts über Qualität aus....

Wie man heute noch an den grössten Ami Airlines Delta,United und American sehen kann.

Ich bin mit Aeroflot ausser nach SXF ausschliesslich "Inlandslinien" geflogen aber das Sowjetreich
war dreimal so gross wie die USA!

Je weiter weg man von Moskau war, um so besser wurde die Aeroflot.

Am besten fand ich sie in Sibirien, Kasachstan und Uzbekistan.

In den Fliegern wurde nur Russisch gesprochen!

Und die Stewardessen hatten oft so breite Hintern dass sie nicht durch den Gang passten.
Aber da waren sie eh selten zu sehen.

Das Essen war meistens schlecht aber dafür gabs reichlich Wodka! 100g (0,1l) weise!
Und jede Menge Zigaretten gratis! Es ist niemand an zuviel Sauerstoff gestorben.
Verspätungen gab es damals wetterbedingt sehr häufig, auch im Westen.

Aber bei der Aeroflot erfuhr man nix.

Plötzlich wurde aus dem Nichts irgendein Iljuschin oder Tupolev Klepper, den man irgendwo gefunden hatte
aufs Vorfeld gezogen. Meist von den allseits beliebten Nikita Traktoren.

Dann ging der Spass aber erst richtig los.
Das Ding musste nicht nur aussen enteist werden.Auch innen waren es minus 20 Grad!Oder noch kälter!

Aber Wodka hilft eben gegen Alles! Auch gegen die Flugangst!

Bei der Lufthansa werden Seminare für Sensibelchen abgehalten.
Da wird man ein ganzes Wochenende auf den Absturz vorbereitet.

Bei der Aeroflot ging das viel schneller.....
300-400g Wodka und man konnte selber fliegen! Auch ohne Maschine.


Die Kabine war meist besenrein


Und die Sanitären Einrichtungen entsprachen den Beschlüssen des 19.Parteitages!

[berndgrimm]

Und schliesslich zur Interflug.

Die DDR Fluglinie war für mich ein Spezialfall.

Als DDR Flüchtling der froh war dass seine Eltern noch vor seiner Einschulung
abgehauen sind und der ein antrainiertes Misstrauen gegen die Staatsmacht
und die allmächtige Stasi hatte war die Interflug für mich zunächst mal
eine Abteilung dieser Stasi Behörde MfS.

Erst in zweiter Linie war sie für mich eine Fluggesellschaft.

Und da hat sie mir sehr gut gefallen. Vielleicht etwas provinziell,
aber so war die Lufthansa auch (und ist es leider noch heute).

Ausserdem, was die Stasi Genossen bei der Interflug waren,
waren Nazi Bewunderer bei der Lufthansa.

Fliegerrisch und Servicemässig musste man sich jedenfalls nicht verstecken.

Ich bin gerne mit der Interflug geflogen und bei den Messeflügen nach
Leipzig sogar lieber als mit der Lufthansa.

Leider wurde die Interflug aus politischen Gründen nach der Wende
zu schnell abgewickelt.
British Airways hatte damals ernsthaftes Interesse die IF zu übernehmen
und hat ja später die Deutsche BA gegründet..

Die Piloten, Techniker und Purser wurden gerne von Lufthansa,Condor,LTU,HapagLloyd
und vor allem Germania übernommen.

Natürlich mit erheblichen Herabstufungen der Qualifikationen.

Aber das ging allen DDR Flüchtlingen in der BRD so.

Hier noch einige Bilder der Interflug:
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Il-14P Kabine als Restaurant
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IL-18V und IL-62M waren viele Jahre die Flagschiffe der Flotte
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ab 1987 gab es dann noch 3 A-310-300 für die Langstrecken

Ausser den limitierten Linienflügen flog die IF auch viele Charterflüge
für Westberliner Reisebüros nach Griechenland, Türkei,Zypern,Ägypten
und Tunesien.Später auch Portugal,Spanien,Italien.

Nach der Abwicklung der Interflug gründete sich die Berline , eine Chartergesellschaft
die viele ex IF Mitarbeiter beschäftigte und 5 IL 18V der IF für Charterflüge nutzte.
Sie ging 1994 an Unterkapitalisierung ein.

[berndgrimm]

Hier noch die "Ersatzbilder" der Interflug:


Die Tu 134-A3 war die Standardmaschine der Interflug für die Kurzstrecke.
Ich bin gerne mit ihr geflogen wegen der 4er Sitzreihen und den grossen Fenstern.
Auch wenn die Sitze unbequem und die Fenster meist zerkratzt waren.
Hier als Museumsstück in Magdeburg


Kabine der Tu 134A Die Sitze waren meist durchgesessen weil zu weich gepolstert.


Cockpit der IL-62M . Während ich bei vielen West Airlines ins Cockpit durfte
ging dies bei den Ost Airlines während des Fluges nicht.
Wahrscheinlich weil die Cockpits eh überfüllt waren.


Die Il-62M war das Flaggschiff der Interflug und wurde auf Langstrecken aber auch
z.B. nach Moskau eingesetzt wo die Tu 134 mit nur 68 Pax zu klein war
Die Interflieger waren sehr stolz darauf all ihre Il-62 "germanisiert" (das hiess nachgearbeitet)
zu haben.Deshalb fanden die Flieger auch nach dem Ende der Interflug schnell Käufer
und viele fliegen heute noch.


Kurz vor dem Ende der DDR bekam die Interflug dank F.J.Strauss auch noch
3 Airbus A310-300 Hier in SXF

[berndgrimm]

Und nun zur Weiterentwicklung der Fliegerei im Westen und das Ende der Propeller Ära...
Das Problem der grossen Propeller Flugzeuge war nicht die Propeller Technologie
sondern die Kolben Motoren waren am Ende ihrer Leistungsfähigkeit angekommen.
Die Super Star und DC7 waren aufgrund ihrer Motoren so anfällig.

Die Entwicklung zur Düse wurde insbesondere in Europa vorangetrieben.
Führend waren nach dem Krieg die Briten die viele Zivilflugzeuge für den eigenen
Bedarf entwickelten.Meistens Weiterentwicklungen von Militärtransportern
und sogar Bombern.
Aufgrund der vielen Fluglinien in die (ehemaligen) Kolonien war die BOAC
die grösste Langstrecken Fluggesellschaft der Welt.
PANAM brauchte lange um sie zu überholen.
Und die BEA war die grösste Fluggesellschaft Europas weil die Insellage die Briten
zu Frühfliegern machte.

Entwickelt wurden parallel Düsenflugzeuge und Turboprops wobei die Amis
die Entwicklung verschlafen hatten.
So kamen Boeing,Douglas und Convair erst lange nach Comet und Cravelle mit Düsenflugzeugen
und Lockheed kam erst mit der Electra als das Turboprop Zeitalter schon vorbei war.

Das erste Turboprop Fluzeug war die Vickers Viscount die von 1948-1963 gebaut wurde.
Sie flog in aller Welt mit 48-75 Pax in 2 Versionen. Sie ist mit 450 Exemplaren das meistverkaufte
Britische Zivilflugzeug und flog bis vor wenigen Jahren noch.
Ich bin sehr spät erst mit der Viscount geflogen als sie nur noch in der engbestuhlten Charterversion
für 75 Pax eingesetzt wurde.
Aber die frühen Versionen für 48-60 Pax müssen sehr komfortabel gewesen sein.
Bemerkenswert war die Stabilität und Steigfähigkeit der Maschine.
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BEA Viscout 700
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Lufthansa Viscout 800
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Kabine mit Charterbestuhlung der BAF
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Originalkabine aus den 50ern mit der Linienbestuhlung für TCA (heute Air Canada)

Das erste Langstrecken Turboprop war die Bristol Britannia die von 1953-60 gebaut wurde
Insgesamt nur 85 Stück weil verspätet und die Düsenjets kamen.
Sie konnt in 2 Versionen 90-139 Pax befördern.
Sie flog nicht nur in Anglophonen Ländern sondern auch bei ElAl,Cubana und CSA.
Ich hatte das Glück auf einem der letzten Pax Flüge mit Monarch Airlines nach FNC
mitzufliegen.

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Britannia 300 der Monach
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Kabine der Britannia 300 in Charterbestuhlung
Eine umgebaute, verlängerte Version der Britannia war die Canadair CL44
die hauptsächlich für Fracht genutzt wurde.
Es wurden aber auch für Loftleidir 4 Pax Versionen für 189 Pax gebaut
mit denen diese Billigflüge ab LUX nach USA durchführte.
Diese wurden später in Frachter umgebaut und waren die ersten Flugzeuge
der Cargolux die von den Isländern aufgebaut wurde.


CL-44 der Loftleidir in JFK


gleicher Typ später als Frachter bei Cargolux


Kabine der Loftleidir CL-44

[berndgrimm]

Ersatz für die fehlenden Bilder:


BEA Vickers Viscount 800 in THF


Viscount 700 der schwedischen Falconair im verschneiten ARN


Vickers Vanguard 950 der EAS in PGF


Kabine der BEA Vanguard


Bristol Britannia 300 der BOAC 1958 in SFO


Kabine der Monarch Britannia in der engbestuhlten 139 Pax Version

[berndgrimm]

Das komfortabelste Turboprop Flugzeug war für mich die Vickers Vanguard die erst 1960 auf den Markt kam.
Es wurden nur 44 Stück für BEA und TCA (heute Air Canada) gebaut.
Sie hatte max 139 Sitze und war auf den Rennstrecken der BEA nach ORY,AMS,BRU,DUB,BFS,GLA,EDI
gleichschnell wie ein Jet.
Trotz der 6er Reihen sass man wesentlich komfortabler als z.B. in der Viscount in 5er Reihen.
Und der Lärm war viel geringer.Innen und aussen.
Da die Jets auch auf den Kurzstrecken kamen wurden die Vanguard schon ab Mitte der 60er aus dem
Passagierverkehr genommen und in Frachtmaschinen umgebaut.
Dort flogen sie sehr erfolgreich noch bis 1996.
Ich bin mit einer der wenigen verbliebenen Pax Versionen der französischen EAS noch Ende der 70er
von DUS nach Korsika geflogen.


Und noch eine BEA Vanguard 1966 in DUB damals noch mit viel Platz für Landschaft.


Eine umgebaute Cargo Version "Merchantman" der BA Cargo 1979 im verschneiten und leeren NUE


Und die EAS Vanguard die noch bis in die 80er Pax Charter flog

[berndgrimm]

Bevor ich mit den Museumsfliegern weiter mache, möchte ich gern auf Augsburg eingehen.
Ich war noch nie in Augsburg obwohl meine Eltern mich als Kind eigentlich überall
in D hingeschleppt haben.
Ich kann mich nur erinnern dass Augsburg HBF der letzte Halt vor München HBF war
wenn wir mit dem Nachtzug Richtung Österreich oder Südtirol in Urlaub fuhren.

Am Nächsten kam ich Augsburg wohl in Andechs und am Ammersee.

Aber hier gehts um die Fliegerei und natürlich kenne ich Augsburg Airways.

Auch mit ihr bin ich nie nach AGB geflogen aber später auf LH Flügen
ab MUC


Ich kannte schon Interot Airways als diese in den 80er Jahren anfingen für Haindl
nach DUS zu fliegen. Hier eine DHC-8-300 in AGB

Dies ist die Beech 1900C beim ersten Linienflug in DUS

Interot expandierte schnell mit Flügen ab AGB nach THF,CGN,HAM ,DRS,LEJ
AGB war damals ein Ausweichflughafen für den völlig überlasteten
alten Münchner Flughafen Riem.
Man flog auch international ab AGB aber nach der Eröffnung des neuen Flughafens
MUC kamen immer weniger Fluggäste aus der Richtung.

1996 wurde man erster Franchise Partner im Team Lufthansa (später Lufthansa Regional)
und firmierte um in Augsburg Airways.Man flog für LH hauptsächlich ab MUC.

Man expandierte stetig schaffte auch Jets an und flog am Ende zu 36 Airports
mit 15 Flugzeugen.

Ich flog immer sehr gern mit Augsburg Airways.

2013 beendete die LH die Zusammenarbeit und die Gesellschaft wurde aufgelöst.


Die DHC-8-400Q ist die derzeit schnellste Turboprop Maschine.
Ihre Flugleistungen besonders bei schlechtem Wetter begeistern mich, aber ihre
qualvolle Enge in der Kabine stossen mich ab.
Hier eine Maschine der Augsburg Airways in LH Regional Bemalung in PRG


Die EMB 195LR ist für mich der schönste Regionaljet hier die erste Maschine
der Augsburg Airways bei der Auslieferung in Recife


Die Kabine der EMB 195LR Sehr komfortabel und ruhig.

Alle 5 EMB 195LR der Augsburg Airways fliegen heute noch bei Lufthansa City Line

[Auri]

Die Augsburg-Airwais ist früher immer genau bei mir übers Haus geflogen wenn sie nach dem Start nach Norden abdrehte bzw in der anderen Richtung im Landeanflug war. War ein schöner Anblick und das summen der Motoren konnte man nun wirklich nicht als Lärm einstufen.

Haindl ist heute übrigens der mit Abstand reichste Augsburger und die Fluggesellschaft wurde von ihm seinerzeit mal gegründet um die Manager des früheren Unternehmens von Augsburg in die Welt zu befördern. Der frühere Papierkonzern ist lange nach Skandinavien verkauft, genau zu dem Zeitpunkt als das Papiergeschäft seinen Höhepunkt hatte und man den besten Preis fürs Unternehmen bekommen konnte.

[berndgrimm]

Ich mach dann mal Anno Tobak weiter:

Während in Europa die moderneren Flugzeuge entwickelt wurden spielte sich
Zweidrittel des zivilen Welt-Luftverkehrs der 50er Jahre in den USA und Canada ab.
Mit ziemlich alten "bewährten" Flugzeugen, meist umgebauten Militärtransportern.
Für die inneramerikanischen Langstrecken gab es neben der Super Connie und DC6/7
noch die Boeing Stratocruiser welche grösser aber auch langsamer als die Konkurenz war.
Die Boeing 377 wie sie offiziell hiess konnte bis zu 114 Pax auf 2 Decks befördern.
Meist hatte sie aber nur 58 Sitze im Oberdeck und 7 Betten im Unterdeck

Originalfoto von 1949 eine Boeing 377 der Northwest vor dem Mount Rainier in Washington State

BOAC Stratocruiser 1958 in einem überschaubaren New York Idlewild (heute JFK)

Leider hatte ich nie die Gelegenheit in einer Boeing 377 mitzufliegen.
Aber ich sass wenigstens einmal im Cockpit auf dem Flugzeug Parkplatz Marana in Arizona
bei über 128 Grad F (54C) Aber das ist eine ganz andere Story.

Auch die Stratocuiser wurde später zum Frachter umgebaut.
Der spektakulärste Umbau war wohl die Super Guppy die für den Boeing Konkurrenten Airbus
Flugzeugteile geflogen hat.


Aero Spacelines Super Guppy Turbine der Airbus Skylink

Durch die aufklappbare Nase wurden Grossteile (z.B. Flügel) des A300 verladen.

Super Guppy bei der Landung in Hamburg Finki FXW

[berndgrimm]

Der grösste Teil des Luftverkehrs auf Kurz/Mittelstrecken in den USA der 50er wurde von den massenhaft vorhandenen DC-3 und DC-4 abgewickelt.
Aber die Komfortansprüche der Passagiere wuchs auch auf diesen Strecken.
Das Zauberwort hiess "über dem Wetter fliegen" .
Nur dafür brauchte man Flugzeuge mit Druckkabine.
Neben der Martin202/404 über die ich schon schrieb, gab es hauptsächlich die Convair 240.340,440
die im Laufe der 50er von allen grossen US Gesellschaften und auch in Europa von Lufthansa,Swissair,SAS, KLM etc
geflogen wurde.
Die Motoren waren die gleichen die auch in der Super Connie und DC6 verwendet wurden.Das rationalisierte die Wartung.
Die Metropolitan wie sie werbewirksam genannt wurde ist von 1947 bis 1954 fast 1200mal gebaut worden.
Sie hatte je nach Modell 32-56 Sitz und ist später unter der Bezeichnung 580,640 und 5800 auf Turboprops umgerüstet worden.
Später wurden auch die meisten Metropolitan zu Frachtern umgebaut und viele fliegen heute noch.
Es fliegen auch noch einige Pax CV 580 bei Air Chathams in New Zealand und Tonga
Ich selbst bin nur mit der CV580 mitgeflogen die in den 70ern in USA noch weitverbreitet war.
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Original Restaurierte Convair 240 der Western
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Originalfoto von 1966 CV 240 der VARIG in SDU
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Original Gemälde von 1963 der Convair 340 der KLM
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Originalfoto von 1967 der CV 440Metropolitan der Swissair in einem aktiven ZRH
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Original Kabine derConvair 440 von Rovos Air Südafrika
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Convair 580 der Air Chathams die heute noch Paxe auf die Chatham Islands fliegt

Ersatz für die fehlenden Fotos liefere ich nach!