Umberto Eco ist tot

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Auri

Umberto Eco ist tot

#1

Beitrag von Auri » Sa 20. Feb 2016, 09:30

Heute ist kein guter Tag. Von nicht vielen Autoren habe ich so viel gelesen wie von ihm.
Danke, dass es dich gab und die Bücher und Kolumnen leben ja fort.

Ausschnitte einer Homage der SZ:
Wenn man sich in seinem Leben mit Dingen beschäftigt, ändert sich ständig alles. Und wenn sich nichts ändert, bist du ein Idiot." Diese Weisheit äußerte Umberto Eco 2009 in einem Interview mit dem Spiegel - und in der Tat galt er als rastloser Denker. Weltweit wurde der Name Umberto Eco jahrzehntelang mit "Der Name der Rose" assoziiert, aber er war mehr: Bestseller- und Kinderbuchautor, witzig-subversiver Kulturkritiker und Essayist, politisch-moralische Instanz in Italien und vor allem eine akademische Koryphäe.

Im Laufe seiner Karriere war Eco Mitarbeiter der Unesco, der Fondation Européenne de la Culture und zahlreicher weiterer Organisationen. Bis 2007 lehrte Umberto Eco an verschiedenen Universitäten und hielt zahllose Vorträge. Über 30 Ehrendoktortitel wurden ihm verliehen, außerdem dutzende italienische und internationale Buchpreise, vom spanischen Prinz-von-Asturien-Preis über das Große Verdienstkreuz mit Stern
http://www.sueddeutsche.de/kultur/schri ... -1.2872644



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Gast_1
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Re: Umberto Eco ist tot

#2

Beitrag von Gast_1 » Sa 20. Feb 2016, 09:56

Er schrieb "Der Name der Rose"
Schriftsteller Umberto Eco ist tot
20.02.2016, 07:34 Uhr | dpa, AFP

http://www.t-online.de/unterhaltung/id_ ... rose-.html
Durch "Der Name der Rose" wurde er berühmt. Doch Umberto Eco machte sich nicht nur als Schriftsteller einen Namen, sondern auch als Philosoph und Sprachwissenschaftler. Am Freitagabend starb er im Alter von 84 Jahren, wie die italienische Zeitung "La Repubblica" unter Berufung auf die Familie berichtete.

Der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi bekundete seine tiefe Trauer über den Tod Ecos. Er würdigte ihn als ein außergewöhnliches Beispiel eines europäischen Intellektuellen. Sein Tod sei ein "enormer Verlust" für die Kulturwelt, der seine Stimme fehlen werde, urteilte Renzi.

Der literarische Durchbruch gelang Eco 1980 mit seinem Erstlingsroman "Il nome della rosa" ("Der Name der Rose"), der mit Sean Connery in der Hauptrolle von Jean-Jacques Annaud verfilmt wurde. Die Geschichte um mehrere rätselhafte Morde spielt in einem Benediktinerkloster im 14. Jahrhundert, die der Pater William von Baskerville aufklären soll. Das Werk erreichte schnell Kultstatus und wurde millionenfach in aller Welt verkauft.

forest

Re: Umberto Eco ist tot

#3

Beitrag von forest » Sa 20. Feb 2016, 20:44

Auri » 20 Feb 2016, 09:30 hat geschrieben:Von nicht vielen Autoren habe ich so viel gelesen wie von ihm.
Gibt es da eine grundlegende Erkenntnis zu lesen?
Falls ja, ließe sich die in einem Satz zusammenfassen?

Gut, man kann das lesen, aber es ist auch nur die Suppe von was eigentlich?
http://www.welt.de/kultur/literarischew ... nchen.html

Auri

Re: Umberto Eco ist tot

#4

Beitrag von Auri » Sa 20. Feb 2016, 21:22

forest » 20 Feb 2016, 20:44 hat geschrieben:Gibt es da eine grundlegende Erkenntnis zu lesen?

Falls ja, ließe sich die in einem Satz zusammenfassen?
Wenn ein Satz dann der, "wie man seine Zeit nutzt".

Für die wissenschaftliche Seite kann Athineos sicher weiterhelfen.
Eco war ja zuerst mal Wissenschaftler der Standards gesetzt hat und hat aus seinem unheimlichen Wissen heraus Essays von beissendem Humor geschrieben, gerade die müssten Ihnen gefallen.

Wie man mit einem Lachs verreist und andere nützliche Ratschläge halte ich etwas gutes für Ihren Nachttisch.

Seine Romane spielen mit der Historie und Mythen die sich um Epochen drehen. Ob es nun Absurditäten sind wie der Heilige Gral oder die Legenden um den Templerorden.
Gibt viele einfache Autoren die da Geschichten drum schreiben aber es gab nur einen der wirklich die ganzen historischen Hintergründe kannte und sie fein versponnen oft grotesk veralbert.

Für mich das beste Buch:
"Die geheimnisvolle Flamme der Königin Loana"
Dort arbeitet er zum einen die gedankliche Entwicklung auf dem Weg zum italiensichen Faschismus ab 1900 heraus, gibt einen sehr präzisen Überblick über die italienische Literatur dieser Zeit fast schon in Lexikonform und spinnt das Ganze um eine Geschichte über die Wirkungsweise und Anfälligkeit des menschlichen Gehirns und des Gedächtnisverlustes bzw. des krampfhaften Versuches dieses wieder zu erlangen.

Eco ist nix für Leute die mal schnell einen Roman durchlesen wollen, die werden es nicht geniessen können. Es braucht schon gewisse historische Basiskenntnisse und Humor für Absurditäten.
Es ist sehr oft ein sich lustig machen über Oberflächlichkeiten, Esotheriker und Verschwörungstheoretiker und ein schelmisches Spielen mit den Überzeugungen vergangener Zeiten.

Bargle

Re: Umberto Eco ist tot

#5

Beitrag von Bargle » Sa 20. Feb 2016, 21:24

Ich durfte zum Glück im Dezember vergangenen Jahres einen Blick auf den Altmeister erhaschen:
https://www.bsb-muenchen.de/aktuelles/a ... ibliothek/
Hätte mir nicht gedacht, dass er 2 Monate später tot sein wird ... :shock:

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Fuerst_48
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Re: Umberto Eco ist tot

#6

Beitrag von Fuerst_48 » Sa 20. Feb 2016, 22:58

ECO war SEMANTIKER, also jemand, der der Wortbedeutung im Kontext essentielle Bedeutung zugeordnet hat. Erfreulicherweise war sein Satzbau dennoch absolut strukturiert und bestens lesbar. "Flüssig im Stil" sozusagen. Die pragmatische Seite seiner Werke schlägt sich in den Auflagen nieder.
R.i.P.

forest

Re: Umberto Eco ist tot

#7

Beitrag von forest » So 21. Feb 2016, 10:37

Auri » 20 Feb 2016, 21:22 hat geschrieben:Wenn ein Satz dann der, "wie man seine Zeit nutzt".... und Humor für Absurditäten.
Es ist sehr oft ein sich lustig machen über Oberflächlichkeiten, Esotheriker und Verschwörungstheoretiker und ein schelmisches Spielen mit den Überzeugungen vergangener Zeiten.
Danke, klingt gut! Dann ist er wohl auch gut übersetzt.

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Fuerst_48
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Re: Umberto Eco ist tot

#8

Beitrag von Fuerst_48 » So 21. Feb 2016, 13:34

Eine gute Übersetzung ist beim SEMANTIKER ECO wirklich wichtig !!

forest

Re: Umberto Eco ist tot

#9

Beitrag von forest » Mo 22. Feb 2016, 09:55

Auri » 20 Feb 2016, 21:22 hat geschrieben:Wenn ein Satz Es braucht schon gewisse historische Basiskenntnisse und Humor für Absurditäten...
...Es ist sehr oft ein sich lustig machen über Oberflächlichkeiten, Esotheriker und Verschwörungstheoretiker und ein schelmisches Spielen mit den Überzeugungen vergangener Zeiten.
Auch gut finde ich den Bericht von Volker Weidermann im Spiegel, trefflicher als die Kollegen von der Welt, der Zeit und der SZ:

Erinnerung an Umberto Eco: "Er sprach wie ein Buch", gibts auch ne Bildstrecke dazu

http://www.spiegel.de/kultur/literatur/ ... 78467.html

Typischer Professor, weiß alles und vermischt das charmant und scheinbar beiläufig mit eigenen Beobachtungen und Erkenntnissen daraus.
39 Ehrendoktortitel, porco dio! Mir war schon immer schleierhaft, wie es Italien zu einem wie Berlusconi bringen konnte. Auch das weiß er. Bin versucht, mir ein Drittbuch zuzulegen. Beim Banausen war Umberto Eco als irgendein ausgeflippter italienischer Regisseur weit hinten in der staubigen Müllecke des Gedächtnisses verräumt. Scusi signore, bitte vielmals um Entschuldigung!

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Nathan
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Re: Umberto Eco ist tot

#10

Beitrag von Nathan » Mo 22. Feb 2016, 15:47

Fuerst_48 » 20 Feb 2016, 22:58 hat geschrieben:ECO war SEMANTIKER, also jemand, der der Wortbedeutung im Kontext essentielle Bedeutung zugeordnet hat. Erfreulicherweise war sein Satzbau dennoch absolut strukturiert und bestens lesbar. "Flüssig im Stil" sozusagen. Die pragmatische Seite seiner Werke schlägt sich in den Auflagen nieder.
R.i.P.
Interessant, wie das auch in der deutschen Übersetzung nachvollzogen wurde. Das Wort als Manifest des Gedankens. Er war eines meiner unerreichbaren Vorbilder. Für mich war er immer der Beweis, dass aus Intelligenz, Bildung und Kreativität notwendig Humor folgt.
Der größte geistige Freiraum ist der Raum zwischen den Stühlen

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