Vom Wesen von Kunst und Künstlern

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forest

Re: Vom Wesen von Kunst und Künstlern

#21

Beitrag von forest » Mi 6. Apr 2016, 19:50

bbuchsky » 06 Apr 2016, 10:20 hat geschrieben:Achwas.
Habe mir noch vor dem Frühstück einen Abzug gesichert. Die feine Ziselierung von wahrscheinlich abendländischen Schriftzeichen erinnert an Canaletto (Alte Pinakothek, München, oder die Neue-?) Egal, da ist ein ganzes Stadtviertel eine Gemäldeausstellung. Wenn man die ganzen Schinken und Schwarten sieht, erschließt sich Beuys. Der malte die nicht umständlich, sondern stellte sie gleich als Objekt aus. Dafür ist das Haus der Kunst (München) zuständig, das ist am östlichen Rand besagten Stadtviertels; dann kämen noch die Residenz und Schloß Nymphenburg dazu. Im Gegensatz zu den modernen waren die alten Künstler nicht zu faul, das zu malen, was sie zeigen mochten.
Bei der Aneinanderreihung von Schriftzeichen, Buchstaben nicht unähnlich, erschließt sich erst eine zunächst ungeahnte Tiefe des Werks und führt so Bedeutungen in mehreren Schichten zu einem wahren Meisterwerk zusammen, ein klassischer Gegensatz zu Miró, der 3 x 5 Meter weiße Leinwand mit einer einzigen schwarzen fahrigen Linie von links unten diagonal nach rechts oben mit entwaffnender Überzeugungskraft zum Ausdruck brachte (Haus der Kunst, München).

Lithographie, Nr. 2 von 5, bbuchsky
216-04-06-1.png
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Re: Vom Wesen von Kunst und Künstlern

#22

Beitrag von mairam » Mi 6. Apr 2016, 21:00

Auri » 02 Apr 2016, 13:56 hat geschrieben:Vollkommen richtig.
Satire hat wie jede Kunst auch etwas mit Können zu tun, und auch bis zu einem gewissen Grad mit Respekt. So wie Karikatur auch.
Das geht sowohl dem nun diskutierten selbsternannten Gedicht ab als ich da auch erheblichste Zweifel bei Charlie Hebdo hege.

Provokative Beleidigung ist weder eine zulässige Meinungsäusserung noch eine Kunstform.

Seltsamerweise, wenn thailändische Medien etwas besonders auszeichnet dann als erstes die Qualität der Karikaturisten und der Satire.
Satire und Karikatur sind zweierlei.

Auch provokante Beleidigung ist Relativ.

Satire ist geschützte Narrenfreiheit - auch wenn diese oft nicht schüttenswert zu sein scheint.

Apropos Kunst. " Kunst kommt vom Können, aber wenn man es kann, ist es keine Kunst mehr." (Graffito) Daraus lässt schliessen, dass der Künstler kein Respekt vor seinem Werk hat, weil er es ja kann.

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Re: Vom Wesen von Kunst und Künstlern

#23

Beitrag von mairam » Mi 6. Apr 2016, 21:13

Auri » 03 Apr 2016, 12:47 hat geschrieben:Ich war letztens wieder mal in Colmar.
Dort kann man viele ansprechende Gemälde im Museum bewundern, neben vielem anderen auch.
Das Problem ist nur, die stehen in einem grossen Raum und sind Werke von Schülern eines Meisters.
Ganz vorne steht das mehrteilige bekannteste Werk von ihm.
Und im Vergleich sieht man den gewaltigen Unterschied.
Jedes Bild isoliert in einer Wohnung hängend würde man für grosse Kunst ansehen als Laie.

Sie verblassen aber völlig und wirken wie wertlose, Schülerarbeiten.
Denn davor steht Grünewalds Isenheimer Altar.
Eines der ausdrucksstarksten Kunstwerke die jemals ein Mensch geschaffen hat.
Der Vergleich zu gelungenen Gemälden ist derart gewaltig, man glaubt es nicht wenn man es nicht direkt vor Ort gesehen hat.
Also, wenn Sie der Ansicht sind, der Isenheimer Alter ist eines der ausdrucksstarksten Kunstwerke die je ein Mensch.... Da zaubern so manche Krippenschnitzer in Mittenwald mehr Leid ins Profil der Figuren.

Die Sixtinische Kapelle finde ich wesentlich Kunstvoller - auch wenn mich die Flut der Menschenbilder eher an Wimmelbücher meiner Kinder erinnert. Wimmelbilder sind nichts schlechtes, man erkennt tauschend Sachen darin. Ist auch eine Form von Kunst.

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Re: Vom Wesen von Kunst und Künstlern

#24

Beitrag von mairam » Mi 6. Apr 2016, 21:20

Nathan » 04 Apr 2016, 23:47 hat geschrieben:Auch damit nicht.

Es tut mir ja furchtbar leid, aber wie es eben so ist gehört zu meinem sehr überschaubaren Freundeskreis ausgerechnet ein Münchner Künstlerpaar, Bruder und Schwester, nota bene, Absolventen der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, bzw. der LMU KUnst und Pädagogik und freischaffende Kunstmaler.

Bekannter ist die Schwester, Frau Dorothea Eckhard,

Kleines Beispiel:

Bild

Ich erzähle das, um damit ganz bequem einen Beweis durch ein argumentum ad verecundiam führen zu können:

Es ergab sich nämlich anlässlich einer der üblichen Diskussionen über Herrn Joseph Beuys und seine Fettwanne und meinen üblichen Vorhaltungen, das könne doch jeder, erstens der übliche Ratschlag "Dann mach's halt!" zweitens aber auch die freundliche Erklärung, dass man zwar und selbstverständlich sein Handwerk beherrschen müsse wie ein Schuster und ein Fliesenleger und als akademischer Maler dann eben auch die üblichen Stundenlöhne der Handwerker nähme, zuzüglich Material, dass aber die Kunst darin besteht zu "sehen". Kunst käme keinesfalls von "können" (auch und gerade nicht ethymologisch) und schon gar nicht von "wollen" sondern allein von "sehen" im Sinn von "erkennen", "erleben". Alles andere wäre eben reines Handwerk oder gar Dilettantismus.

Mein trautes Heim schmücken seit Jahrzehnten einige der für mich schönsten Bilder der Malerin und so ganz allmählich komme ich auf den Trichter, was denn wohl mit sehen genau gemeint sein könnte. Das allerdings gehört nicht hierher. :P
Ein sehr schönes Bild. Wenn auch beänstigend.

Sie haben richtig erkannt. Künstler wollen ein neues "Sehen" vermitteln, wollen dem Betrachter öfnen, was in den Tiefen des menschlichem Universum schlummert. Aber eben dieses Sehend machen wollen, das Vermitteln einer anderen Perspektive hat auch viel mit Können zu tun. Mit Leinwand Farbe und Pinsel etwas zu malen, was den Betrachter so richtig ins Bild zieht ist die Kunst - nicht das Handwerk.

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Re: Vom Wesen von Kunst und Künstlern

#25

Beitrag von Nathan » Mi 6. Apr 2016, 23:11

mairam » 06 Apr 2016, 21:00 hat geschrieben:Satire und Karikatur sind zweierlei.

Auch provokante Beleidigung ist Relativ.

Satire ist geschützte Narrenfreiheit - auch wenn diese oft nicht schüttenswert zu sein scheint.

Apropos Kunst. " Kunst kommt vom Können, aber wenn man es kann, ist es keine Kunst mehr." (Graffito) Daraus lässt schliessen, dass der Künstler kein Respekt vor seinem Werk hat, weil er es ja kann.
Wat isn det fürn Unfug?
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Re: Vom Wesen von Kunst und Künstlern

#26

Beitrag von Nathan » Mi 6. Apr 2016, 23:12

mairam » 06 Apr 2016, 21:20 hat geschrieben:Ein sehr schönes Bild. Wenn auch beänstigend.

Sie haben richtig erkannt. Künstler wollen ein neues "Sehen" vermitteln, wollen dem Betrachter öfnen, was in den Tiefen des menschlichem Universum schlummert. Aber eben dieses Sehend machen wollen, das Vermitteln einer anderen Perspektive hat auch viel mit Können zu tun. Mit Leinwand Farbe und Pinsel etwas zu malen, was den Betrachter so richtig ins Bild zieht ist die Kunst - nicht das Handwerk.
Ganz richtig! :richtig:
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Re: Vom Wesen von Kunst und Künstlern

#27

Beitrag von Nathan » Mi 6. Apr 2016, 23:32

bbuchsky » 06 Apr 2016, 10:20 hat geschrieben:Achwas.
Wegen eures superkatholischen Submissionseifers wird nur von jeder Form der Körperpflege weiter Abstand gehalten, mir liegen glaubwürdige Bekenntnisse von Vertriebenen vor, die euch nach eigenen Aussagen die Reinigung eurer Ärsche an den Bäumen der Umgebung erst mühevoll hatten abgewöhnen müssen.

Euer zölibatäres Fritzltum ist generell nicht kunstfähig, sowas läuft unter Brauch- und Schunkeltum, bloße Folklore eben. Für Vergangenheitspflege gibt es Denkmalschutz-Ämter.
Die Leute mit den Gehirnen und den Geldbeuteln kommen nicht des bajuwarischen Brauchtums, sondern der Landschaft und der strategischen Nähe zu den früheren Steuerfluchthochburgen wegen, und weil die Bajuwaren obrigkeitshörig sind, sie also tun, was man ihnen sagt.
Das hier ist Kunst!
Das hier nicht!
Allein die Idee entlarvt den geistig Armen.
Leute, die "Führer befiehl, wir folgen" bejubelt haben oder Merkels demokratiefeindliches "alternativlos" beruhigt hat, sollten sich nicht anmaßen, beurteilen zu wollen, was Kunst ist.
Beschränktheit ist keine Kulturleistung und eignet sich auch nicht als Grundlage zur Beurteilung von Kunst.
Für diese Leute wurden die Bundesliga, das Schützenfest, die Kirmes und das Bierzelt erfunden.

Ich habe schon bessere Gedichte gelesen als das Böhmermansche, aber an der dramaturgischen Dichte kann es gar keinen Zweifel geben.

Zum Kunstfaktor: Für Beuys zahlt man tüchtich, ich kenne die Verhältnisse im Hause der Familie gut genug, der letzte gegeelte Norditaliener, den ihr habt vermarkten müssen, war eure Verteidigungsminister-Attrappe-Doktoren-Attrappe, der Lügnerprofi und Nietenaugust vzG. Da hättet ihr draufzahlen müssen, wenn der nicht von Adel gewesen wäre, und man bei den Waffenlobbyisten nicht noch verschlagene Labersäcke gesucht hätte.
jaja, gut...im Alter wird man seinem Haustier immer ähnlicher, rein physiognomisch kann ich das in Ihrem Fall nur vermuten und dieser Aspekt spielt auch keine Rolle, nur - man nimmt scheints auch die Angwohnheiten des geliebten Tieres an - Ihr Gebell ist schon recht heiser, was immerhin zumindest den Rehpinscher ausschließt, gottlob! Aber Gebell bleibt Gebell, oder wie Herr Leibnitz so schön sprach "Der Hund ist ein von Flöhen bewohnter Organismus der bellt." Wussten Sie übrigens, dass Düsseldorf zu Zeiten der braunen Herrschaft ein einziges großes Widerstandsnest war? Kein einziges Braunhemd! Düsseldorf war ein bolscheswistisches Bollwerk gegen die braune Pest! Das wussten Sie nicht? Ich auch nicht. Habe ich gehört von einem der es wissen muss, der ist Patient in der LVR-Klinik Düsseldorf...hrhrhr :jubel:
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Re: Vom Wesen von Kunst und Künstlern

#28

Beitrag von bbuchsky » Do 7. Apr 2016, 09:45

Auri » 06 Apr 2016, 13:53 hat geschrieben:Glaub ich nicht.
Ein Bayer schlägt nur dort zu wo es sich auch lohnt. :D
:bier:

Es ist ja auch sehr befremdlich wenn ausgerechnet Düsseldorf als Vorbild hingestellt wird und dazu gar noch Beuys bemüht wird.
Jeder über 40 mit ein klein wenig Kunstinteresse wird ob der Schwierigkeiten desselben von Seiten der Kunstakademie und der Landesregierung wissen und das nicht ganz vergessen haben.
Mir ist jedenfalls seit den Sechzigern bis heute kein dirigistischer Eingriff gegen die freie Kunst bekannt als in Düsseldorf.

Im übrigen sei dann auch mal erwähnt, dass die Kunstförderung in Bayern einen ganz anderen Stellenwert als in NRW hat, über einige Jahrhunderte hinweg und natürlich erst recht heute.
Siehe so ganz am Rande auch die Förderung des Stadttheaters in Augsburg mit über 100 Millionen.

In Bayern hatte man für Kunst schon immer etwas über, davon zeugen auch viele Bauten und Werke, in Köln im übrigen auch, Düsseldorf kann ich da nur als extremen Gegensatz in Verbindung bringen was eine Stückweit sicher auch die gegenseitige Abneigung Köln/Ddorf erklärt.
Lustiger Einwand aus einer Ecke, aus der heraus Päpste und andere Protagonisten der Einfalt jene mit Klagen überziehen, die bei der Bewertung des päpstlichen Treibens ihrer künstlerischen Freiheit frönen. Die Titelbilder der "Titanic" waren schon immer hohe Kunst, zu hoch für religiöse Faschisten und Doktrinäre des Kleinbürgertums. Soviel also zu dirigistischen Versuchen von "Christen", sich vor Hohn und Spott zu bewahren, was gar nicht gelingen KANN! Als ob Religion etwas mit "Demokratie" zu schaffen hätte.......

Warum Bruder Johannes mit der schicken Jacke, die sich hinten schließen läßt, in der Heila gelandet wäre, können Sie sich garantiert denken. Diesen superseelige Psychopathen zum Präsidenten zu machen, hat der Pastorenrepublik gut zu Gesicht gestanden. Der war nie auch nur halb so präsidiabel wie Ingo Appelt.

Von der angeblichen "Abneigung" zwischen Köln und Düsseldorf verstehen Sie nichts, weil die sich aus der Gegnerschaft der Kölner und Düsseldorfer Bürger gegen den herrschsüchtigen Erzbischof von Köln rekrutiert, was Ihnen, lieber auri, natürlich nicht gefallen kann. 1288 hatte sich der Großmufti von Köln ob seiner Anmaßungen eine Abreibung verdient, die ihm von den Kölnern unter Mithilfe Düsseldorfer Fischer (die mit den großen Händen) verabreicht wurde. Es war also mitnichten Köln gegen Düsseldorf, es waren Kölner und Düsseldorfer gegen den Erzbischof.

Wäre der Sturm auf die Stadt in einer eigenen Form der Springprozession ausgeführt worden, dann wäre es eine Kunstform geworden, sich im Sinne der Freiheit gegen Unterdrücker springend fortzubewegen.

bbuchsky
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Re: Vom Wesen von Kunst und Künstlern

#29

Beitrag von bbuchsky » Di 12. Apr 2016, 11:49

Der Fall Böhmermann entwickelt sich immer mehr zur Posse, allerdings zu einer, an deren Ende über Erdogan um so lauter gelacht werden darf, denn er wird nicht müde, jeder einzelnen Zeile des Kunstwerks mehr und mehr Bedeutung und künstlerischen Wert anzutragen, als es die Zeilen als solche vermocht hätten. Erst durch die Sprungkraft und Akkuratesse, mit der Erdogan die ihm vorgegebenen Pirouetten tanzt, erhält die Vorführung den an Magie grenzenden Charakter.
Die zwei sollten sich zusammenraffen, und gemeinsam auf der "Dokumenta" auftreten.

Der Vorsitzende des Deutschen Anwaltsvereins sieht es ähnlich wie ich, aus einer beleidigenden Satire ist durch die Reaktion des Reaktionären ein Kunstwerk entstanden, dass dem Zeitgeist abgeschaut wurde.

Böhmermann hat eine Fassbombe abgeworfen, durch die Umarmung der Bombe hat Erdogan aus einem Bombenangriff ein Happening gemacht.

9,8 von 10 Punkten auf der nach oben nicht offenen Jonathan Meese-Skala!

Ab in den Louvre damit!

Bargle

Re: Vom Wesen von Kunst und Künstlern

#30

Beitrag von Bargle » Di 12. Apr 2016, 14:41

bbuchsky » 12 Apr 2016, 11:49 hat geschrieben:[...]
Böhmermann hat eine Fassbombe abgeworfen, durch die Umarmung der Bombe hat Erdogan aus einem Bombenangriff ein Happening gemacht.

[...]
Zustimmung.
Die Hauptinitialzündung hat jedoch die Kanzlerin mit ihrer unseeligen Einmischung geleistet:
"Finde das Schmähgedicht bewusst verletzend!" Wenn sie dies öffentlich äußert, tut sie dies als Kanzlerin und nicht als Privatperson. Darüber hat sie eben nicht zu urteilen. Jetzt hat sie sich die Option, doch noch unter der Kunst-/Pressefreiheit-Decke zu schlüpfen, verbaut. Sie wird so oder so als "Depp" dastehen.

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