Sterbehilfe

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SLR
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Re: Sterbehilfe

#51

Beitrag von SLR » Mi 26. Feb 2020, 14:25

Bittersüß hat geschrieben:
Mi 26. Feb 2020, 14:22
So ein Blödsinn. Spahn ist erst seit 2018 Gesundheitsminister, das Gesetz wurde bereits 2015 verabschiedet. :no:
Einfach lesen und eigene Stellungnahme bitte neu bewerten.

https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/ ... abgelehnt/


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thai.fun
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Re: Sterbehilfe

#52

Beitrag von thai.fun » Mi 26. Feb 2020, 16:14

Es ist halt auch wieder so ein zögerliches 1 Sritt vor, aber bitte nur in 10 Schrittchen Gesetze, damit Gegner noch 3 Schrittchen zurück und dann 2 vor gehen kann.

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SLR
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Re: Sterbehilfe

#53

Beitrag von SLR » Do 27. Feb 2020, 10:52

messalina hat geschrieben:
Mi 26. Feb 2020, 11:21
Ich habe mich noch nie so richtig gedanklich mit Sterbehilfe befasst wenn ich ehrlich bin. Nur mal eine Doku gesehen über eine Schweizer Sterbehilfe, aber die konnte ich nicht zuende kucken weil es so traurig war. Ich finde es gut dass der Druck jetzt weg ist bei den Sterbehelfern und Ärzten und dass man sich auf das wirklich wichtige konzentrieren kann, also die Hilfe.

So eine blöde Begründung für den alten § 217 "Niemand sollte sich unter Druck gesetzt fühlen, seinem Leben ein Ende zu setzen" habe ich echt noch nie gehört, die ist ja sowas von am Thema vorbei gewesen, die sollten sich echt schämen. Das waren bestimmt so Juristen in einem Ministerium die sich nur gedacht haben "achja, begründen müssen wir es ja auch noch, hmm was schreiben wir da jetzt rein?" Ich weiß gar nicht was die sich dazu vorgestellt haben? Vielleicht eine Familie denen die todkranke Oma allmählich lästig wird und die dann zu ihr sagen, komm da gibt es so eine Einrichtung da fahren wir jetzt hin, dafür gibt es die ja.
Ich bin da ziemlich im Thema, weil meine Mutter schon anno 1976 von ihrer Mutter (89 Jahre alt) angefleht worden war, ihr doch was zu geben, dass sie sterben könne. Die Oma hat zwei Weltkriege und in jungen Jahren einen Blinddarmdurchbruch überlebt, sie war ihr ganzes Leben lang eine selbstbestimmte Frau mit ihrem eigenen Kopf, man könnte sie auch 'stur' genannt haben. Sie war in einem Altenheim, in dem sie von meiner Mutter täglich und von mir zweimal die Woche Besuch erhielt. Sie war nicht todkrank, aber sie hasste es, dass ihr eine kaum jüngere Klosterschwester den Hintern abwischen musste. Sie fand das entwürdigend.

Nach dem (natürlichen) Tod meiner Oma trat meine Mutter damals in die hier in Augsburg neu gegründete Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben ein. Sie wollte später mal nicht so enden. Henning Atrott war der Gründer und kam in Verruf, weil er den Leuten Zyankali verkaufte. Selbstmörderverein hieß es damals.

Bei uns war der Tod eigentlich immer Thema. Nicht als Bedrohung, aber meine Mutter beschäftigte das Thema eben sehr und für mich war es somit Gewohnheit. Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass es 40 Jahre später in Deutschland immer noch keine legale Möglichkeit gibt, seinem Leben selbstbestimmt und friedlich ein Ende zu setzen. Meine Mutter starb übrigens an einer Lungenembolie während einer OP ihres gebrochenen Hüftgelenks. Vorher hatte man sie (weil das Marcumar erst abgebaut werden musste) drei Tage lang ohne ihr Medikament, das die zu hohen Thrombozyten in Schach halten sollte, ohne ihre notwendigen Kompressionsstrümpfe, die sie seit Jahrzehnten trug, im Bett liegen lassen. Muss ich extra erwähnen, dass ich kaum überrascht war? Meinem Vater haben sie ähnlich 'zu Tode behandelt' im Krankenhaus. Dagegen hat unser Staat wenig, wenn die Ärzte oder Pflegekräfte die Behandlung verpfuschen. Aber Hauptsache keine Sterbehilfe. Für meine Mutter war es insofern ein schöner Tod, da sie im Schlaf wie sie es sich immer gewünscht hatte, gehen konnte. Wir haben uns vor der OP noch sehr innig voneinander verabschiedet. Ich hadere insofern nicht mit ihrem Abgang nur mit der Verlogenheit mit der auf diesem Gebiet argumentiert wird.

So sehr sich meine Mutter immer gewünscht hat, dass sie die Gewissheit hätte haben können, im Fall des Falles das notwendige Medikament zu erhalten, so vehement setzte sie sich den Ideen meines Vaters, der vor ihr in gesundheitlich sehr schlechtem Zustand war, 'gemeinsam aus dem Leben zu gehen' entgegen. Aber so was von. Das empfand sie als totale Vereinnahme.

Im Grunde hängt jeder an seinem Leben. Leichtfertig gibt das keiner auf und ganz sicher nicht, weil die Kinder was erben wollen. Nee, daran glaube ich nicht. Meist ist es übrigens genau umgekehrt, dass die Kinder die Eltern nicht loslassen können, entsetzt sind, wenn sie mit derartigen Überlegungen konfrontiert werden.

ABER: Selbst wenn es solche Leute gäbe, die Angehörige psychisch unter Druck zu setzen bereit wären - so ist das ja etwas, was man eben im Rahmen der gesetzlichen Regelungen, die nun getroffen werden müssen, unter Strafe stellen könnte. Ich hielte das tatsächlich sogar für angebracht, um gar niemanden erst auf solche Gedanken zu bringen.

Und ein Argument möchte ich noch anführen, das mir regelmäßig abgeht: Wer schwer krank ist und sich mit dem Gedanken befasst (befassen muss) wie wohl sein Ende aussehen wird und sich entscheidet, dass er das schmerzvolle und/oder langsame Dahinsiechen nicht bis zur letzten Sekunde auskosten möchte, der wird dann, wenn er weiß, dass ihm, wenn es so weit ist, dass er es nicht mehr erträgt, geholfen wird, dass er dann im Kreise seiner Lieben oder auch alleine, wenn ihm das lieber ist, friedlich wird einschlafen können, noch viel viel befreiter entspannter leben können, als wenn ihn ständig die Sorge drückt: wie werde ich wohl enden? Und wenn derjenige ohnehin den Entschluss gefasst hätte, solange auf keinen Fall abzuwarten, dann würde er sich rechtzeitig auf den Weg in ein Nachbarland gemacht haben (müssen), solange er das noch konnte oder noch transportfähig war. Es wurden also vielen Menschen Tage, Wochen, Monate genommen, die sie noch gerne gelebt haben würden, weil man ihnen vorschreiben wollte, wie sie mit ihren Tod zu verfahren hätten.
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Re: Sterbehilfe

#54

Beitrag von SLR » Fr 6. Mär 2020, 20:32

Der gute Herr Spahn - gottgleich - stellt er sich über die Urteile unserer höchsten Gerichte. Dasjenige des Bundesverwaltungsgerichts hat er ignoriert, weil er erst noch auf die Bestätigung des Verbots der geschäftsmäßigen Sterbehilfe warten wollte - dann hätte er argumentiert, er könne seine Behörde ja nicht gegen das Gesetz tätig werden lassen. NuN fiel das Urteil des Bundesverfassungsgerichts leider nicht so aus wie erhofft. erklärte vielmehr das bestehende Gesetz für nichtig und forderte darüber hinaus, dass Regelungen getroffen werden müssen, dass jeder sein Recht auf einen Freitod auch angemessen umsetzen kann, jetzt ignoriert unser Gesundheits- und Lebensdiktator diese deutlichen Worte wiederum.

https://www.tagesspiegel.de/politik/tro ... 17928.html

Anzeigen gegen Politiker haben zwar eh nie Erfolg, aber ich würde es jetzt doch mal probieren.
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nomoi II

Re: Sterbehilfe

#55

Beitrag von nomoi II » Fr 6. Mär 2020, 22:01

SLR hat geschrieben:
Fr 6. Mär 2020, 20:32
Der gute Herr Spahn -......

https://www.tagesspiegel.de/politik/tro ... 17928.html

Anzeigen gegen Politiker haben zwar eh nie Erfolg, aber ich würde es jetzt doch mal probieren.

und weshalb tust es nicht?
Ich würde den Vorgang mit Sympathie verfolgen!

Um Missdeutungen auszuschließen: ich vermute, dass du diese Anzeige aus grundsätzlichen Erwägungen,
vorsorglich, prinzipiell stellen willst ..wolltest ...??!!

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Re: Sterbehilfe

#56

Beitrag von SLR » Sa 7. Mär 2020, 09:50

nomoi II hat geschrieben:
Fr 6. Mär 2020, 22:01
und weshalb tust es nicht?
Ich würde den Vorgang mit Sympathie verfolgen!

Um Missdeutungen auszuschließen: ich vermute, dass du diese Anzeige aus grundsätzlichen Erwägungen,
vorsorglich, prinzipiell stellen willst ..wolltest ...??!!
Bin kein Betroffener, sonst würde ich das tun. Ich überlasse die Vorgehensweise deshalb meiner Interessenvertretung, ich bezahle sie ja dafür. ^^..^^
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nomoi II

Re: Sterbehilfe

#57

Beitrag von nomoi II » Sa 7. Mär 2020, 16:15

SLR hat geschrieben:
Sa 7. Mär 2020, 09:50
Bin kein Betroffener, sonst würde ich das tun. Ich überlasse die Vorgehensweise deshalb meiner Interessenvertretung, ich bezahle sie ja dafür. ^^..^^
Ich hatte keine Ahnung, dass es für dieses Anliegen eine interessenvertretung gibt.
Hoffentlich sind deine Beiträge gut angelegt.

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FCAler
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Re: Sterbehilfe

#58

Beitrag von FCAler » Sa 7. Mär 2020, 16:39

SLR hat geschrieben:
Sa 7. Mär 2020, 09:50
Bin kein Betroffener, sonst würde ich das tun. Ich überlasse die Vorgehensweise deshalb meiner Interessenvertretung, ich bezahle sie ja dafür. ^^..^^

Ja, dann wünsche ich Dir,
dass das dann auch von Erfolg gekrönt ist.
:richtig:
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https://ichbineinwehringer.jimdofree.com

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