Sterbehilfe

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forest

Re: Sterbehilfe

#31

Beitrag von forest » Do 6. Okt 2016, 13:21

Virtual reality oder wer Visionen hat, sollte usw., weil der auch welche haben könnte.
http://www.sueddeutsche.de/digital/goog ... .3192646-4
Stand der Technik ist es längst, komplexe Maschinen via CAD zu konstruieren und sogar virtuell zu testen und funktionieren zu lassen.
Irgendwann müßte es möglich sein, die Spanne vom Leben in den Tod virtuell nachzuerleben eben bis zum Ende, sei es über Messung von Gehirnströmen oder was auch immer. Diese werden in digitale Daten übertragen und zum Programm aufbereitet, vielleicht sogar interaktiv.



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SLR
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Re: Sterbehilfe

#32

Beitrag von SLR » Fr 14. Okt 2016, 13:30

In den Niederlanden soll aktive Steberhilfe nun auch bei gesunden Personen möglich werden.

Die genannte Begründung gefällt mir allerdings nicht. Ich bin für die Bezeichnung lebenssatt. Man muss endlich aufhören, den Menschen, die einfach freiwillig Adieu sagen wollen irgendwelche Unzurechnungsfähigkeiten oder der Gesellschaft Versagen zu unterstellen. Wenn es reicht, reicht es eben. Glaube doch keiner, dass das Loslassen leicht sei. Gerade diejenigen, die es anderen verbieten wollen, hängen doch am meisten am Leben. Deshalb ist es für sie ja so unverständlich, dass es Menschen gibt, die das Leben nicht bis zum allerletzten ggf. bitteren Atemzug auskosten wollen.

http://www.spiegel.de/panorama/gesellsc ... 16543.html
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Banshee
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Re: Sterbehilfe

#33

Beitrag von Banshee » Sa 15. Okt 2016, 07:50

Da kann ich nur bedingt zustimmen. Ein Arzt gab zu bedenken, dass ein 18jähriger, nur weil er von seiner Angebeteten nicht erhört wird, auch seine Tötung verlangen könnte.
Das Schlimme daran ist, dass man das vielleicht sogar tun würde, damit die Kohle stimmt.
Es gibt auch viele Alte, die lieber sterben wollen, nur um niemandem zur Last zu fallen, obwohl sie durchaus noch Jahre leben könnten.
Angesichts der gerade stattfindenden Diskussion über Kosten für Pflegeheime wird dieser Punkt noch für sehr viel Gesprächsbedarf sorgen.

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SLR
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Re: Sterbehilfe

#34

Beitrag von SLR » Sa 15. Okt 2016, 10:41

Banshee » 15 Oct 2016, 07:50 hat geschrieben:Da kann ich nur bedingt zustimmen. Ein Arzt gab zu bedenken, dass ein 18jähriger, nur weil er von seiner Angebeteten nicht erhört wird, auch seine Tötung verlangen könnte.
Das Schlimme daran ist, dass man das vielleicht sogar tun würde, damit die Kohle stimmt.
Es gibt auch viele Alte, die lieber sterben wollen, nur um niemandem zur Last zu fallen, obwohl sie durchaus noch Jahre leben könnten.
Angesichts der gerade stattfindenden Diskussion über Kosten für Pflegeheime wird dieser Punkt noch für sehr viel Gesprächsbedarf sorgen.
Ich habe schlampig formuliert. Der Gesetzesentwurf gilt für 'ältere Menschen'

http://www.spiegel.de/panorama/gesellsc ... 16543.html

Sicher wird man einen 18jährigen nicht aus Liebeskummervom Leben Abschied nehmen lassen.

Dass eine Problematik dahingehend besteht, dass Menschen meinen, anderen zur Last zu fallen oder ihnen zu teuer zu kommen, sehe ich auch so.

Aber auch das lässt sich ja klären und dokumentieren. Ich finde, dass so Schritt schon weit im Vorfeld angedacht werden muss. Ggf. müssen Sterbewillig bzw. die Personen, die einen Freitod im Alter wünschen, diese ihre Einstellung schon frühzeitig notariell hinterlegen - irgendwo erklären und dies dann in regelmäßigen Abständen bestätigen. Dass man von jetzt auf gleich zu so einer Meinung kommt, wenn man nicht sterbenskrank ist, kann ich mir eher nicht vorstellen. Also eine Frist von 5 Jahren zwischen dem aufkommenden Wunsch und 'Vollzug' würde ich schon ansetzen.
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forest

Re: Sterbehilfe

#35

Beitrag von forest » Sa 15. Okt 2016, 12:00

Banshee » 15 Oct 2016, 07:50 hat geschrieben:Da kann ich nur bedingt zustimmen. Ein Arzt gab zu bedenken, dass ein 18jähriger, nur weil er von seiner Angebeteten nicht erhört wird, auch seine Tötung verlangen könnte.
Das Schlimme daran ist, dass man das vielleicht sogar tun würde, damit die Kohle stimmt.
Es gibt auch viele Alte, die lieber sterben wollen, nur um niemandem zur Last zu fallen, obwohl sie durchaus noch Jahre leben könnten.
Angesichts der gerade stattfindenden Diskussion über Kosten für Pflegeheime wird dieser Punkt noch für sehr viel Gesprächsbedarf sorgen.
Starke Argumente! Wenn man weiter ausholen darf: Wohl jede/r hat sich über das Thema sie/ihn persönlich betreffend Gedanken gemacht, sei es schon früh in der Kindheit bei scheinbar aussichtslosen Lagen in Schule, bei 'Freunden', im Elternhaus, im Kindergarten und an der Supermarktkasse vielleicht noch nicht, später in der Pubertät, noch später im Berufsleben und wie dargestellt in persönlichen Beziehungssachen ohne Altersbeschränkung.
Ich kenne Phasen im Leben, in denen man sich öfters mit dem Thema Freitod beschäftigt, die (vermeintlichen) Vor- und Nachteile abwägt, wie das zu bewerkstelligen wäre, spur- und geräuschlos oder je nach Veranlagung mit möglichst großem Getöse, gar mit Fremdschäden als Rache oder was auch immer, und dann gibt es lange Phasen, wo das Thema Freitod ganz weit weg ist.
Wieviele tödliche Unfälle waren verkappte Freitode, wieviele gingen 'daneben' und hatten schwere Verletzungen zur Folge? Weiß man nicht, man kann nur vermuten.
Wäre es da nicht allmählich Zeit, eine Einrichtung zu schaffen, in der der Freitod nach nüchterner Abwägung unter staatlicher Aufsicht ausgeführt werden kann? Vielleicht geschähen dann weniger schicksalhafte Unfälle und merkwürdige Verbrechen und es gäbe weniger Leid unter Angehörigen.

Das Thema Freitod ist noch viel zu sehr medizinisch-kassentechnisch ;) , religiös und staatsmoralisch aufgebläht.

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Re: Sterbehilfe

#36

Beitrag von SLR » Sa 15. Okt 2016, 12:14

forest » 15 Oct 2016, 12:00 hat geschrieben:Das Thema Freitod ist noch viel zu sehr medizinisch-kassentechnisch ;) , religiös und staatsmoralisch aufgebläht.
Ja, das ist der Witz an der Sache, dass die, die mit den lebenden Leichen noch gut Geld verdienen wollen, den anderen vorwerfen, sie wollten diese los werden, um dieses Geld nicht berappen zu müssen. :(

Ist die Ethik bei der Staatsmoral mit drin?

Auri wird schon wieder mit den Hufen scharren. Der kann das gar nicht hören lesen, weil jeder Freitod ein Versagen der Gesellschaft sei in seinen Augen.

Es wollen aber manche Leute nicht gepflegt werden, selbst wenn das fürsorglichst in wunderbarsten Einrichtungen geschähe. Und man muss sich meines Erachtens nicht in die Pflicht nehmen lassen, weiter zu leben, wenn man das nicht mehr will, als entwürdigend empfindet, nur damit sich der, der sich pflegen lässt nicht anspruchsvoll oder egoistisch fühlen muss. Davon muss man wegkommen. Beide Modelle haben nebeneinander ihre Berechtigung. Die Mutter, die ihr Kind nicht in die Kinderkrippe stecken möchte genau so wie die, die das aus verschiedenen Gründen für richtig hält. Man muss aufhören für die anderen Entscheidungen treffen zu wollen und sie damit fremdzubestimmen.

Schöner Beitrag übrigens auch sonst.
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Re: Sterbehilfe

#37

Beitrag von forest » Sa 15. Okt 2016, 12:39

SLR » 15 Oct 2016, 12:14 hat geschrieben: Schöner Beitrag übrigens auch sonst.
Danke! Das 'staatsmoralisch' ist wahrscheinlich verwunderlich, fürchte ich.
Eine Erläuterung: Der Staat hat als Dienstherr seiner Beamten diesen gegenüber eine Fürsorgepflicht.

Er hat aber auch eine Fürsorgepflicht gegenüber jedem Bürger, positiv in Anerkennung der Unverletzlichkeit seiner menschlichen Würde, im Schutz vor übermäßigem Eingriff des Staates in seine Rechte und im Schutz vor unerlaubten Einwirkungen anderer Bürger - es ist sogar das geschützte Recht des Bürgers, sein Leben freiwillig zu beenden.
Ist es da nicht auch Fürsorgepflicht des Staates, diesen Freitod in der unantastbaren menschlichen Würde zu ermöglichen und ihm dabei im Rahmen seiner Möglichkeiten Schutz zu gewähren?

forest

Re: Sterbehilfe

#38

Beitrag von forest » Sa 15. Okt 2016, 12:50

SLR » 15 Oct 2016, 12:14 hat geschrieben: Auri wird schon wieder mit den Hufen scharren. Der kann das gar nicht hören lesen, weil jeder Freitod ein Versagen der Gesellschaft sei in seinen Augen.
...womit er teilweise recht hätte. :twisted:
Wenn einer wegen der schäbigen, häßlichen, gewalttägigen, korrupten Bagage sich umbringt, sollte sie nicht so scheinheilig tun, ihm auch noch das freiwillige Sterben zu vermiesen.

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Re: Sterbehilfe

#39

Beitrag von FCAler » Sa 15. Okt 2016, 15:30

forest » 15 Oct 2016, 12:50 hat geschrieben:...womit er teilweise recht hätte. :twisted:
Wenn einer wegen der schäbigen, häßlichen, gewalttägigen, korrupten Bagage sich umbringt, sollte sie nicht so scheinheilig tun, ihm auch noch das freiwillige Sterben zu vermiesen.
Ich möchte mich aus dieser Debatte,

weitestgehend heraus halten, da wohl jeder Mensch darüber anderst denken wird. :richtig:

Ich weiß noch von meiner Mutter, die 2 Jahre lang wundgelegen und von meiner Frau gepflegt, mehrmals mich bat, gebt mir doch etwas dass Schluss ist, weil Sie merkte wie unwürdig das ist und Sie uns nur zur Last fällt.

Meine Antwort drauf: Soll ich mich deswegen einsperren lassen?

Ich galube Sie hätte den Mut gehabt etwas zu nehmen, ich glaube ich hätte den Mut nicht, wie es zum Beispiel ein Schulkamerad hatte, der sich 8 Tage nach unserem 2. Klassentreffen überhaupt zum 60iger Treffen, im Stadel seine Landwirtschaft aufgehängt hat. :joint:

Wir konnten es danch alle nicht fassen, aber es lag sicherlich auch an seiner pflegbedürftigen Frau, die im Rollstuhl saß und er damit anscheinend überfordert war und nicht mehr klar kam, weil er auch unter deren Fuchel litt. :heul:

Also, das muss Jede/r für sich selbst entscheiden, ob er/sie den Mut aufbringt. Ich zumindest im jetztigen Stadium, nicht. :no:
Nur der FCA und der FSV Wehringen
https://ichbineinwehringer.jimdofree.com

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Re: Sterbehilfe

#40

Beitrag von SLR » Sa 15. Okt 2016, 18:27

Ja, Mut gehört auch dazu. Oder Verzweiflung. Nur wer vezweifelt ist, findet meines Erachtens immer einen Weg - meist eben einen martialischen, einen der andere mit in den Tod nimmt oder sie schwer traumatisiert. Ich sähe eine Option darin, dass solche Menschen, die augenblicklich verzweifelt sind über die Schiene sich einen sanften Tod zu gönnen, nochmal in ein Gespräch kämen mit einem Obmudsmann oder ähnlichem.

Es bestünde in der aktiven Sterbehilfe also durchaus auch eine Chance. Und wer meint, seinen Angehörigen zur Last zu fallen und deshalb seinem vermeintlich nicht mehr lebenswertes Leben ein Ende setzen will, der wird es einer solchen Vertrauensperson ggf. auch mitteilen. Diese hat dann die Möglichkeit vermittelnd tätig zu werden, was das Verhältnis zwischen der hinfälligen Person und den Angehörigen evtl. auch verbessern helfen kann.

Das was der FCAler erlebte, erlebte meine Mutter mit der ihrigen auch. Diese war nicht sterbenskrank, aber ihr Leben lang ein sehr autonomer Mensch und mit ihren 89 Jahren hatte sie einfach genug vom Leben. Sich den Hintern putzen lassen zu müssen, war für sie eine Demütigung.

Das kann bei anderen Menschen anders sein. Jeder ist für sich allein zu bewerten. Keine Rückschlüsse auf andere zulässig. Als Beispiel darf keiner gelten, der sich für einen Suizid entschieden hat.
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