Sterbehilfe

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SophieLaRoche

Re: Sterbehilfe

#11

Beitrag von SophieLaRoche » Fr 8. Jan 2016, 18:32

forest » 08 Jan 2016, 17:49 hat geschrieben:Und der Lermooser Talkessel ist fest in holländischer Hand und wenn sie auf der Ehrwalder Alm gegessen haben, ist der Tisch unter einer Müllhalde versteckt. Aber sie haben eine sympathische offene Art und sind hilfsbereit. Auf Empfehlung meines Reli-Lehrers habe ich mir den holländischen Katechismus gekauft, weil der so liberal sei, mindestens 10 Mark, ein Heidengeld damals. Dafür bekam ich einen 3er in Reli. Das wars dann mit dem Glauben trotz fleißigen Schulmessenbesuchs.
Zur Sache hab ich auch was. Gäbe es die Pille nicht, wäre der Abtreibungstourismus ein Supergeschäft allein schon für die Verkehrsträger. Jeden Tag diese Todesdroge, massenhaft! Da wird man schon über die andere Pille sinnieren dürfen. Nicht jeder hat eine Pistole im Nachtschränkchen wie der Gunter Sachs. Die hätte er auch mißbrauchen können, hat er aber meiner Meinung nach nicht.
So war's vor Weihnachten in Scheffau auch. Unglaublich, wie man einen Tisch so verwüsten kann und bis sie ihre Siebensachen beieinander hatten und sich entschließen konnten, wirklich das Feld zu räumen (es war sonnigster Kaiserwinkel-Nachmittag und die Terrasse brechend voll und wir scharrten schon mit den Skihufen, nach einem Cappuccino lechzend).

Mit der Argument Pille dürfen Sie mir kommen - Auri sicher nicht. Der findet die ja bestimmt genau so frevelhaft.

Mich stört eben, dass man den Suizid zugesteht, aber er muss recht martialisch sein. Man muss ihn sich offenbar 'verdienen'.

Ich persönliche empfinde es als große Gabe, vom Leben ablassen zu können, wenn man meint, es sei so weit. Das ist in keinem Fall einfach - außer in den Fällen, in denen man die Pille/das Mittel ohnehin nicht aushändigen würde. Es muss möglich sein, freiwillig in einen friedlichen Tod zu gehen. Schlaf ist ja Todes Bruder um mal den Schneider Robert umzukehren. Den ewigen Schlaf einnehmen - ich finde die Vorstellung sehr hilfreich.



forest

Re: Sterbehilfe

#12

Beitrag von forest » Fr 8. Jan 2016, 19:11

SophieLaRoche » 08 Jan 2016, 18:32 hat geschrieben: Den ewigen Schlaf einnehmen - ich finde die Vorstellung sehr hilfreich.
Ich auch. Ist wohl Mentalitätssache.
Und wenns einem noch so dreckig geht, wäre es für mich beruhigend, den Stecker ziehen zu können, wenn es endgültig nicht mehr geht.
Mich beflügelt dann das Duchhaltevermögen nach der Devise, verrecken kannsch allwei no.

Lucky-lucky
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Re: Sterbehilfe

#13

Beitrag von Lucky-lucky » Fr 8. Jan 2016, 19:41

Was oder wer mir, falls ich es wünsche, beim Sterben hilft, möchte ich selbst entscheiden dürfen.

Die individuelle Freiheit und Selbstbestimmung über das éigene Ab/Leben muss frei wählbar werden!

Warum nicht commerziell ?!
Selbst wenn nahe-stehende Personen geneigt wären, die gewünschte Hilfe zu geben, müssen diese evtl mit juristischen Folgen rechnen und auch mit der moralischen Belastung klar kommen.
Da kann das Helfen-Wollen u U emotional sehr schwierig sein, da der Sterbe-Hilfe-Suchende/r ausschließlich auf nahestehende Personen angewiesen ist.
Zudem wird aufgrund der Ver-Single-ung und massivem Einbruch von sozialen Kontakten/Freundschaften mit zunehmenden Alter und/oder Behinderung, gleich welcher Art, immer enger vertraute Beziehungen zu finden oder zu pflegen.

Organisationen, die Unterstützung zur Sterbehilfe geben, müssen entsprechende Rechtssicherheit haben und Behörden sowie Angehörigen gegenüber absolut transparent arbeiten.
Ich kann darin nichts Inhumanes sehen!

Ich bin sehr lange Zeit beruflich in diversen, eher recht guten Senioreneinrichtungen verkehrt und konnte hinter den Kulissen oftmals den ganz Einsamen und Bettlägrigen nahe kommen ---
auch bei bester körperlicher Pflege: Nein danke!
Für mich ist so ein Dahin-Liegen, bis der Tod eintreten darf, überhaupt keine Option!

Möglicherweise denken viele meiner Generations-Gefährten ähnlich, was u U einen erheblichen Einbruch im Altenpflege-business zur Folge hätte?!
Könnte ein gewisser Interessenskonflikt von kirchlichen und sozialen Wohlfahrtsverbänden und deren Lobbyisten in der öffentlichen Meinungsmache eine Rolle spielen?!
Alles vergeht! Tibetischer Spruch

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voltaire
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Re: Sterbehilfe

#14

Beitrag von voltaire » Fr 8. Jan 2016, 22:02

SophieLaRoche » 08 Jan 2016, 18:21 hat geschrieben:Na also - geht doch. Ich danke. :D
Wenn es angebracht ist, gerne!

bbuchsky
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Re: Sterbehilfe

#15

Beitrag von bbuchsky » Sa 9. Jan 2016, 08:34

forest » 08 Jan 2016, 19:11 hat geschrieben:Ich auch. Ist wohl Mentalitätssache.
Und wenns einem noch so dreckig geht, wäre es für mich beruhigend, den Stecker ziehen zu können, wenn es endgültig nicht mehr geht.
Mich beflügelt dann das Duchhaltevermögen nach der Devise, verrecken kannsch allwei no.
Normal!
Alles mitnehmen!
Die Frage steht im Raum, ob Bedarf an Agonie besteht oder nicht, und ob man dem Prozeß beiwohnen möchte, den der Zucker- und Sauerstoffast im Synapsensystem erzeugt. Zweifellos ist das Sterben ein Vorgang, der einen Anfang und ein Ende hat, und für jemanden, der von der posthumen Existenz einer Seele nicht überzeugt werden konnte, kann dieser Prozeß bei nichts Gutem enden. Will ich wirklich wissen, wie es sich anfühlt, wenn das Gehirn immer kleiner wird?
Deshalb hat der kleine Kim viel Geld von mir bekommen, um mir einen sehr spezielles Totenbett zu bauen. Nach Eintreten vorbestimmter Ereignisse oder des Knopfdrucks wird gezündet, und 4 Millisekunden später bin ich Plasma...gesegnet sei die H-Bombe.

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Banshee
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Re: Sterbehilfe

#16

Beitrag von Banshee » Sa 9. Jan 2016, 10:17

bbuchsky hat geschrieben:
Will ich wirklich wissen, wie es sich anfühlt, wenn das Gehirn immer kleiner wird?
Dazu gibt es eine Selbsterfahrungsgruppe. AfD heißt die, glaube ich.
bbuchsky hat geschrieben: Deshalb hat der kleine Kim viel Geld von mir bekommen, um mir einen sehr spezielles Totenbett zu bauen. Nach Eintreten vorbestimmter Ereignisse oder des Knopfdrucks wird gezündet, und 4 Millisekunden später bin ich Plasma...gesegnet sei die H-Bombe.
Ja, das hat was. Vor allem wird das Teil in ca. 500m Höhe gezündet (3-fache Höhe des Kölner Doms). D.h., dass mir Kim Gutes antut, bemerke ich noch nicht einmal.
Aber alternativ könnte man auch unter die rasselnden Raupen eines Panzers geraten oder sich die Eier von einem Watussi abbeißen lassen....

Wer keine "gewerbsmäßige" Sterbehilfe mag, sollte sich wenigstens dafür einsetzen, dass Ärzte in festgelegten Stadien letaler Erkrankungen "kostenlose" Sterbehilfe leisten MÜSSEN, wenn der Patient oder dessen legitmierte Vertretung dies wünschen. Ich kann mir nicht vorstellen, was es humaner erscheinen lässt, die Leute zum Leben zu zwingen, sofern sie nicht sowieso noch in der Lage sind, aus dem Fenster zu springen oder sich die Pulsadern aufzuschneiden.

Auri

Re: Sterbehilfe

#17

Beitrag von Auri » Sa 9. Jan 2016, 10:18

SophieLaRoche » 08 Jan 2016, 16:51 hat geschrieben:Du musst einfach ein wenig lockerer werden Auri und davon Abstand nehmen, immer anderen vorschreiben zu wollen, was sie mit ihrem Leben zu tun haben. Das bestimmt jeder für sich selbst.So wäre es richtig.

Und das was Du für ein 'Glück' hältst bedeutet für viele Unglück.
Ich vertrete ja keine Minderheitenmeinung. Das ist weitgehend gesellschaftlicher Konsens.
Der Bundestag hat eine gute Regelung getroffen die ich voll unterstützen kann.

Selbstmord ist jedem erlaubt. Wenn auch jeder Selbstmord ein versagen der Gesellschaft ist.
Familienangehörige die dem Partner dabei helfen müssen auch nicht mit Strafen rechnen. Auch das ist gut.

ABER: Mit dem töten anderer Menschen Geld verdienen zu wollen ist zurecht strafbar.
Wer sowas tut stellt sich ausserhalb der Zivilisation.

Deutschland hat hier ein sehr gutes Gesetz beschlossen. Der Eilantrag der Sterbehelfer ist vom Bubndesverfassungsgericht abgelehnt worden und ich gehe davon aus, dass auch im Hauptverfahren das Gesetz Bestand haben wird. ich bin da jedenfalls sehr entspannt.

SophieLaRoche

Re: Sterbehilfe

#18

Beitrag von SophieLaRoche » Sa 9. Jan 2016, 10:37

Auri » 09 Jan 2016, 10:18 hat geschrieben:Ich vertrete ja keine Minderheitenmeinung. Das ist weitgehend gesellschaftlicher Konsens.
Der Bundestag hat eine gute Regelung getroffen die ich voll unterstützen kann.

Selbstmord ist jedem erlaubt. Wenn auch jeder Selbstmord ein versagen der Gesellschaft ist.
Familienangehörige die dem Partner dabei helfen müssen auch nicht mit Strafen rechnen. Auch das ist gut.

ABER: Mit dem töten anderer Menschen Geld verdienen zu wollen ist zurecht strafbar.
Wer sowas tut stellt sich ausserhalb der Zivilisation.

Deutschland hat hier ein sehr gutes Gesetz beschlossen. Der Eilantrag der Sterbehelfer ist vom Bubndesverfassungsgericht abgelehnt worden und ich gehe davon aus, dass auch im Hauptverfahren das Gesetz Bestand haben wird. ich bin da jedenfalls sehr entspannt.
Du weißt, dass das nicht stimmt, mit dem gesellschaftlichem Konsens. Die repräsentative Demokratie zwängt dem Mehrheitswillen der Bevölkerung diese Ansicht auf.

Über das angebliche Versagen der Gesellschaft haben wir auch schon diskutiert, ich persönlich empfinde es als Versagen der Gesellschaft, wenn diese nicht akzeptiert, wenn Menschen ihr Leben eben anders bewerten als sie und diesen aufzwingen will, wie Leben und Tod abzulaufen habe.

Das mit dem Geldverdienen ist doch nur ein vorgeschobenes Argument. Der Staat könnte ja Sterbehilfevereine zulassen, in denen Ärzte auf ehrenamtlicher Basis tätig würden. So etwas wurde gar nicht erst mal in Erwägung gezogen.

Dass man gesellschaftlich nichts mit dem Töten eines Sterbewilligen zu tun haben will, es aber dann seinen Angehörigen aufbürdet (die dann nicht mit Strafe rechnen müssen) ist auch eine höchst zweifelhafte Angelegenheit. Es sollen also die handeln, die gar keine Möglichkeit haben, entsprechende Medikamente zu beschaffen? Da bleibt dann das Schlafmittelgeben und in der Garage Abgase ins Auto zu leiten, wie wir es schon hatten, gelt? Seeehr human.

Deine Entspanntheit ist dem Umstand geschuldet, dass Du hoffst, weiter über das Leben/den Tod anderer Menschen bestimmen zu können. Ich möchte sie nicht erleben, wenn das BVerfG ein Dir widerstrebendes Urteil fällte. ;)

SophieLaRoche

Re: Sterbehilfe

#19

Beitrag von SophieLaRoche » So 10. Jan 2016, 12:30

Martin Walser für Legalisierung von Sterbehilfe

http://www.derwesten.de/politik/martin- ... 43761.html

Felidae
Beiträge: 718
Registriert: Di 8. Sep 2015, 08:57

Re: Sterbehilfe

#20

Beitrag von Felidae » So 10. Jan 2016, 13:46

Auri » 09 Jan 2016, 10:18 hat geschrieben:Ich vertrete ja keine Minderheitenmeinung. Das ist weitgehend gesellschaftlicher Konsens.
Der Bundestag hat eine gute Regelung getroffen die ich voll unterstützen kann.

Selbstmord ist jedem erlaubt. Wenn auch jeder Selbstmord ein versagen der Gesellschaft ist.
Familienangehörige die dem Partner dabei helfen müssen auch nicht mit Strafen rechnen. Auch das ist gut.

ABER: Mit dem töten anderer Menschen Geld verdienen zu wollen ist zurecht strafbar.
Wer sowas tut stellt sich ausserhalb der Zivilisation.

Deutschland hat hier ein sehr gutes Gesetz beschlossen. Der Eilantrag der Sterbehelfer ist vom Bubndesverfassungsgericht abgelehnt worden und ich gehe davon aus, dass auch im Hauptverfahren das Gesetz Bestand haben wird. ich bin da jedenfalls sehr entspannt.
Ich kann leider Ihrer These nicht zustimmen, daß Selbestmord immer ein Versagen der Gesellschaft ist. Das ist mir zu einfach und zu pauschaliert, zudem auch eine ziemliche Anmaßung gegenüber den Angehörigen. Die Beweggründe zum Selbstmord sind vielschichtig und nicht einfach nur mit einem "Kümmern" vom Umfeld aufzuhalten.

Man muß Sterbehilfe für sich selbst nicht befürworten, jedoch bin ich der Meinung, daß jedem, der in der Situation ist, wo nichts mehr vor und zurück geht, die Möglichkeit gegeben wird, selber aus dem Leben scheiden zu dürfen. Es kann nicht sein, daß diese Menschen, sofern sie die Mittel und Möglichkeiten haben, in die Illigalität flüchten müssen und im Ausland erst ihrem Wunsch statt gegeben werden kann.
Als Aussenstehender, und jeder der nicht in dem Körper des Leidtragenden ist, ist aussenstehend, kann man leicht sich gegen Sterbehilfe aussprechen. Wenn man jedoch selber in der Situation ist, daß das Leiden so groß ist, daß es nicht mehr zur ertragen ist, und man für sich entscheidet, daß dies nun ein Ende haben soll, dann soll auch die Möglichkeit bestehen, dies legal durchführen zu können.

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