Demokratie in Myanmar?

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Demokratie in Myanmar?

#1

Beitrag von Auri » Mo 9. Nov 2015, 09:58

Die Regierungspartei in Myanmar hat ihre Niederlage bei der Parlamentswahl gegen die Partei von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi eingeräumt. "Wir haben verloren", sagte der amtierende Chef der Solidaritäts- und Entwicklungspartei, Htay Oo, der Nachrichtenagentur Reuters. Seine Partei werde den Ausgang der ersten freien Wahl seit 25 Jahren akzeptieren.

Die Oppositionspartei könne mit mindestens 70 Prozent der Sitze rechnen, sagte Parteisprecher Win Htein. Suu Kyi rief ihre Unterstützer dazu auf, die politischen Gegner nicht zu provozieren

http://www.zeit.de/politik/ausland/2015 ... egessicher
Wenn sie das nur auch mal im Verhältnis zu den Minderheiten sagen würde.
Ich sehe die Lady mittlerweile äusserst kritisch. Vieles in Burma ist die letzten Jahre sehr viel schlechter geworden, sehr wenig besser.
Die Lady hat dabei kräftig zur weiteren Spaltung und zur zunehmenden Unterdrückung bis hin zu Vertreibung und systematischen Ermordung von Bevölkerungsteilen beigetragen. Die Minderheiten durften auch gar nicht wählen, von daher ist es auch nicht demokratisch.

Den armen Bevölkerungsschichten geht es wirtschaftlich auch immer schlechter, viele werden von ihrem Land vertrieben.

Die Spaltung des Landes wird auch im Osten weitergehen und die Shan und Karen auf Unabhängigkeit pochen, friedlich oder mal wieder kriegerisch.

Mein Fazit, der westliche Jubel ist völlig unangebracht und Suu Kyi ein Teil des Problems und nicht der Lösung.



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thai.fun
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Re: Demokratie in Myanmar?

#2

Beitrag von thai.fun » Mo 9. Nov 2015, 12:09

Ja, schlimm was im Hintergrund dort abgeht. Schon die Reservierung von 25% der Sitze, Wahlen hin oder her, zeigen die Zähne des alten Regimes. Aber auch etwas anderes was mich beunruhigt. Die Buddhisten schlachten Muslims einfach ab. Religionen haben das früher und IS noch heute, mit andersdenkenden schon immer gemacht. Aber da Buddhismus ja "keine Religion ist", zeigt es die Brutalität die im Menschen und nicht in den Religionen steckt.
Aber, und das ist die Hoffnung die aufgehen könnte. Investitionen in Wirtschaft und Tourismus, könnten Besserung bringen. Europa z. B. ist ja auch nur durch dies "demokratischer und friedlicher" geworden...

bbuchsky
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Re: Demokratie in Myanmar?

#3

Beitrag von bbuchsky » Mo 9. Nov 2015, 14:22

thai.fun » 09 Nov 2015, 12:09 hat geschrieben:Ja, schlimm was im Hintergrund dort abgeht. Schon die Reservierung von 25% der Sitze, Wahlen hin oder her, zeigen die Zähne des alten Regimes. Aber auch etwas anderes was mich beunruhigt. Die Buddhisten schlachten Muslims einfach ab. Religionen haben das früher und IS noch heute, mit andersdenkenden schon immer gemacht. Aber da Buddhismus ja "keine Religion ist", zeigt es die Brutalität die im Menschen und nicht in den Religionen steckt.
Aber, und das ist die Hoffnung die aufgehen könnte. Investitionen in Wirtschaft und Tourismus, könnten Besserung bringen. Europa z. B. ist ja auch nur durch dies "demokratischer und friedlicher" geworden...
Dem muss widersprochen werden. Buddha und Mohammed hatten schon immer Ärger miteinander, nichts anderes führte dereinst zu Bangladesh. Wenn es den lokalen Machthabern von Nutzen ist, hetzen die ihre Horden gegenseitig aufeinander. "Der Moslem" teilt mit dem Katholiken diesen unguten und affektiert-überheblich wirkenden Anspruch auf die absolute Deutungshoheit über den richtigen Glauben. Da ist Ärger mit der Umwelt immer vorprogrammiert.
Was uns zum Gipfel Ihrer Fehlinterpretationen bringt: nicht der Tourismus und der Handel brachten Frieden und Demokratie nach Europa, sondern die säkularen bis laizistischen Regierungsformen, die eine Verbreitung der Inhalte der Aufklärung ermöglichten.
Handel wird seit der Steinzeit betrieben, die Vernunft existiert seit dem Altertum, erst der Abschied vom Irrationalen, die Reformation und die Lehren des aus dem Feudalen geborenen Totalen haben Platz für Demokratie und Frieden geschaffen.

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thai.fun
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Re: Demokratie in Myanmar?

#4

Beitrag von thai.fun » Mo 9. Nov 2015, 14:44

bbuchsky » 09 Nov 2015, 14:22 hat geschrieben: Dem muss widersprochen werden. ...
Was uns zum Gipfel Ihrer Fehlinterpretationen bringt: ...
Nicht in jedem Kopf dasselbe gefütterte Hirne,
so-leuchtet unterschiedlich die jeweilige Birne.

Frei nach thai.fun (Der noch so-gerne, andere Meinungen akzeptiert)

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berndgrimm
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Re: Demokratie in Myanmar?

#5

Beitrag von berndgrimm » Di 10. Nov 2015, 07:00

Ich sehe die Lage in Burma etwas anders als Auri.
Allerdings war ich seit der Freilassung Aungs nicht mehr dort.

Dies ist zweifellos ein grosser Sieg dieser grossen Dame die in jahrelangem Kampf
ohne Waffen aber mit der Macht von Mut und Anstand die brutale Militärdiktatur
besiegte.

Natürlich wäre es sehr schön wenn die NLD über 67% aller Mandate gewinnen
würde um gegen die Sperrminorität der Militärs zu gewinnen.

Schwierig wird das Regieren für Aung sowieso.
Nicht nur dass sie selbst noch nicht Präsidentin werden darf
und eine Marionette benutzen muss.
Nicht nur dass die Militärs sich ihre Macht nicht nehmen lassen
werden.
Burma ist ein Vielvölkerstaat mit vielen Minderheiten
die gewaltsam unterdrückt werden.
Ausserdem gibt es offene Gewalt von Buddhisten gegen Muslime.

Deshalb braucht Aung die Unterstützung des Militärs weil die zivile
Polizei zu schwach ist.

Ich war seit Aungs Freilassung noch nicht wieder in Burma aber es gibt
dort grosse mafiöse Einflüsse aus Thailand.

Potentiell wäre Burma in der Lage wieder eine führende Stellung
in der Region einzunehmen.
Aber es hat 50 Jahre Entwicklungsrückstand gegenüber Thailand!
Hä?

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sasa
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Re: Demokratie in Myanmar?

#6

Beitrag von sasa » Di 10. Nov 2015, 14:21

Auri » 09 Nov 2015, 09:58 hat geschrieben:
Mein Fazit, der westliche Jubel ist völlig unangebracht und Suu Kyi ein Teil des Problems und nicht der Lösung.
ich wohne ja in der Nähe von Burma und wir haben ein Hausmädchen aus Burma, vom Shan-Volk. Sie meinte auch, ohne Aung Suu Kyi, hätte Burma sich nie geöffnet. Auch sie liebt diese Frau, die auch Jahrzehntelange Haft und Hausarrest nicht brechen konnten.

Wenn eine ein klein wenig Demokratie nach Burma bringen kann, dann ist es sie. Sie wird aber einen gewaltigen Spagat hinlegen müssen. Auf der einen Seite, muss sie das Militär ruhig halten, auf der anderen Seite muss sie versuchen, das Land Stück für Stück näher an die Demokratie zu bringen.
Wenn es einem gelingt, dann nur ihr - mit ihrer Beliebtheit beim Volk. Man wird es hoffentlich nicht wagen, sie zu ermorden oder wieder in den Hausarrest zu verbannen.

Viele Westler, die weniger Ahnung über das Land haben - verurteilen Aung San Suu Kyi, weil sie in der Rohingya-Sache nichts unternommen hat. Sie hat zwar einmal erklärt, man müsse die Menschenrechte gegenüber allen vertreten, aber dann war sie auf einmal ruhig. Viele meinen hier, dass das i.O. war, weil das Militär sie ansonsten schon von der Bühne geholt hätte und sie würde wieder bis zu ihrem Lebensende im Hausarrest schmoren. Sie kann also nicht frei reden und noch weniger entscheiden. Sie wird aber das tun, was ihr möglich ist und das ist sicher mehr, als andere Politiker tun könnten, die keiner vom Volk kennt.

Man hat im Westen auch kaum eine Ahnung, wie verhasst die Rohingyas in Burma sind. Dazu kommt noch der "Hitler von Burma" ein Mönch, der noch zusätzlich die Massen aufhetzt. Ich weiss nicht mal genau, warum man diese Leute überall hasst, sei es in Burma, sei es in Bangladesh und auch in Malaysia, Indonesien scheinen sie nicht beliebt zu sein. Hab mich damit aber noch nicht auseinander gesetzt.

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thai.fun
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Re: Demokratie in Myanmar?

#7

Beitrag von thai.fun » Di 10. Nov 2015, 17:53

sasa » 10 Nov 2015, 14:21 hat geschrieben: Viele Westler, die weniger Ahnung über das Land haben - verurteilen Aung San Suu Kyi, weil sie in der Rohingya-Sache nichts unternommen hat. Sie hat zwar einmal erklärt, man müsse die Menschenrechte gegenüber allen vertreten, aber dann war sie auf einmal ruhig. Viele meinen hier, dass das i.O. war, weil das Militär sie ansonsten schon von der Bühne geholt hätte und sie würde wieder bis zu ihrem Lebensende im Hausarrest schmoren. Sie kann also nicht frei reden und noch weniger entscheiden. Sie wird aber das tun, was ihr möglich ist und das ist sicher mehr, als andere Politiker tun könnten, die keiner vom Volk kennt. ...
Sehr gut aufgezeigt.

Ein guter (Schweizerischer) Kompromiss eben.
Wenn das alle Machthaber Politiker oder sonst so "Sture"-Grössen könnten, sähe die Welt um 50% besser aus... :jubel:

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sasa
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Re: Demokratie in Myanmar?

#8

Beitrag von sasa » Di 10. Nov 2015, 18:05

thai.fun » 10 Nov 2015, 17:53 hat geschrieben: Wenn das alle Machthaber Politiker oder sonst so "Sture"-Grössen könnten, sähe die Welt um 50% besser aus... :jubel:
ja, richtig. Ich hoffe nur, dass das burmesische Volk nicht zuviel einfordert. Suu Kyi kann die Armee nicht ausschalten, sie muss ev. sogar einen Kompromiss mit denen schliessen. Ähnlich wie im Iran, wo der Präsident vom Ayatollah gebremst wird. In Sachen Sicherheit wird sich die Armee nichts drein reden lassen. Aber die alten Generäle werden auch nicht ewig leben und wenn die jungen Offiziere in einer einigermassen funktionierenden Demokratie gross werden, könnte es langfristig schon was werden.

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Re: Demokratie in Myanmar?

#9

Beitrag von berndgrimm » Mi 11. Nov 2015, 06:24

sasa hat geschrieben:Man hat im Westen auch kaum eine Ahnung, wie verhasst die Rohingyas in Burma sind. Dazu kommt noch der "Hitler von Burma" ein Mönch, der noch zusätzlich die Massen aufhetzt. Ich weiss nicht mal genau, warum man diese Leute überall hasst, sei es in Burma, sei es in Bangladesh und auch in Malaysia, Indonesien scheinen sie nicht beliebt zu sein.
In Thailand sind die Rohingyas als Billiglohnsklaven bei den Fischern sehr beliebt.
Wir wohnen auf einer Halbinsel in einer grossen Bucht wo Muscheln und Haarkrabben
gezüchtet werden und die deshalb sehr fischreich ist.
Die schwerste Arbeit wird hier von Rohingyas ausgeführt, mit Frauen und Kindern.
Die sind sehr freundlich und sprechen auch meist etwas Englisch.
Die meisten sind froh dass sie hier überhaupt leben und arbeiten dürfen.
Die Rohingyas sind Seezigeuner die zwischen Bangladesh und Burma herumziehen,
aber nirgendwo gelitten sind.
Hä?

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voltaire
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Re: Demokratie in Myanmar?

#10

Beitrag von voltaire » Mi 11. Nov 2015, 09:11

Ich war zwar schon in Thailand, hatte damals aber von den Rohingyas nie etwas gehört.
Meiner Meinung nach kann ein Volk auch nicht komplett und überall verhaßt sein.
Sind mögliche Gründe fehlende Sesshaftigkeit oder andere Religion oder sonst etwas?

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