Die Lage der EU - hoffnungslos, aber nicht ernst?

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Die Lage der EU - hoffnungslos, aber nicht ernst?

#1

Beitrag von ede » Mo 28. Dez 2015, 18:07

Eric Bonse, geb.1960, ist freier EU-Korrespondent, überzeugter Europäer und lebt seit 2004 mit seiner Familie in Brüssel, im Raumschiff Brüssel, wie er vieldeutig sagt. Er schreibt für die TAZ, Cicero, das Handelsblatt und andere Print- und Onlinemedien.
In seinem Blog "Lost in EUrope" (http://lostineu.eu) befasst er sich mit seinen Mitarbeiter mit europäischen Themen. In "Über diesen Blog" schreibt er:
"Lost in Europe“ war ursprünglich der Titel eines Essays, das ich nach dem Scheitern des europäischen Verfassungsvertrags geschrieben habe. Schon damals war klar, dass die EU-Politiker nicht mehr weiter wussten. Franzosen und Niederländer hatten „Nein“ gesagt, eigentlich hätte man einen demokratischen Neubeginn wagen müssen.
Doch das wollten Merkel & Co. um jeden Preis verhindern – und modelten die gescheiterte Verfassung in einen neuen EU-Vertrag um. Seither ist die Lage leider nicht besser geworden, im Gegenteil. Nicht nur die Bürger fühlen sich in EU-Europa verloren („lost in EUrope“) ...
Seit dem Beginn der Euro-Krise sieht es sogar so aus, als werde die Union nicht mehr von demokratisch gewählten Politikern, sondern von anonymen „Märkten“ und herzlosen „Technokraten“ regiert ...
Vielmehr deutet vieles darauf hin, dass die EU selbst zum Problem geworden ist. Sie hat nicht mehr nur mit Demokratiedefizit, Bürokratie und Intransparenz zu kämpfen. Vielmehr produziert sie immer mehr „Lösungen“, die sich binnen weniger Monate als Scheinlösungen erweisen. Selbst der EU-Vertrag, der mindestens zehn Jahre halten sollte, wird schon wieder revidiert – von der so genannten Euro-Rettung ganz zu schweigen…
Diese Malaise nicht nur zu beschreiben, sondern auch gegen sie anzuschreiben, ist das Ziel dieses Blogs.
In Telepolis erschien heute sein Artikel "Die Rhetorik des Scheiterns. Zur Lage der EU - Teil 1.
http://www.heise.de/tp/artikel/46/46972/1.html
Darin befasst er sich mit der neuen Krisenrhetorik der EU-Granden, die nicht nur Ausdruck der Sorge, sondern auch und vor allem Mittel zum Zweck ist. Nämlich zur Durchsetzung von nationalen Interessen oder zur Ausübung von Druck auf die Koalition der Unwilligen. Und er kommt zu dem Schluss, dass die EU als Institution keineswegs gescheitert ist. EU-Kommission und -Parlament seien sogar Krisengewinner, denn in der Krise habe man sich mehr Macht, mehr Kontrolle und mehr Kompetenzen verschafft. Die Gefahr, dass sich die EU zu einem noch bürokratischeren und demokratisch kaum kontrollierbaren "Überstaat" entwickle.
Er betont aber auch, dass die EU als Instanz zur Problemlösung versagt und schon gar nicht zur Versöhnung der EU-Mitglieder untereinander beigetragen habe.
Der Europäischen Union geht es schlecht. So schlecht, dass sogar ihre wichtigsten Protagonisten in Brüssel und Berlin aufgehört haben, die Lage schön zu reden. Statt die EU als Lösung für alle Probleme anzupreisen, wie bisher üblich, erwecken die EU-Eliten neuerdings den Eindruck, als müssten sich die Europäer vor dem Scheitern fürchten [...]
Die Warnung vor dem Scheitern ist allerdings nicht nur ein legitimer Ausdruck der Sorge. Sie ist auch ein Mittel der Politik - um Druck auszuüben und nationale Interessen durchzusetzen. Besonders beliebt ist derzeit die Warnung vor einem Ende des Schengen-Raums und der lieb gewonnenen Reisefreiheit in Europa, die zur größten Errungenschaft der europäischen Einigung hochstilisiert wird [...]
Überhaupt ist die Rhetorik des Scheiterns mit Vorsicht zu genießen. Mit der Frage nach dem Scheitern verhält es sich nämlich so ähnlich wie mit Merkels Diktum "Wir schaffen das": Die große Frage ist, was eigentlich gemeint ist. Was wollen wir denn schaffen, was könnte denn scheitern? Wenn man so vage bleibt wie Merkel, dann ist die EU noch längst nicht am Ende, denn die Brüsseler Institutionen arbeiten unerschütterlich weiter [...]
Das führt zu folgendem Paradox: Als Institution ist die EU keineswegs gescheitert, sie wächst auch und gerade in der Krise weiter. Als Problemlösungs-Instanz hingegen scheitert sie seit Jahren. Sie hat weder die Euro- noch die Flüchtlingskrise kommen sehen, sie hat ihre Nachbarschaft nicht befriedet (siehe Ukraine) und die Europäer nicht miteinander versöhnt - im Gegenteil.
Die Renationalisierung ist in vollem Gange, wie die letzten Wahlen in Polen und Frankreich zeigen. Europa ist auf dem Rückzug, jedenfalls bei den Wählern. Und genau das ist es, was den europäischen Eliten Angst macht. Mit ihren schrillen Warnungen vor einem Scheitern Europas geben sie letztlich nur vor, die EU retten zu wollen. In Wahrheit wollen sie von ihrem eigenen Versagen ablenken.



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voltaire
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Re: Die Lage der EU - hoffnungslos, aber nicht ernst?

#2

Beitrag von voltaire » Mo 28. Dez 2015, 18:31

Ich will mal versuchen, das ganz simpel in meinen Worten und aus deutscher Sicht zu beschreiben:

Es geht nicht an, wenn die Sprache des größten Landes und die gleichzeitig von den meisten Menschen gesprochene, nämlich Deutsch, keine offizielle Sprache ist,
es geht nicht an, wenn die deutsche Politik seit Jahrzehnten ihre blödesten Vertreter nach Brüssel schickt,
es geht auch nicht an, dass der lächerlichste dieser Vögel , nämlich Öttinger öffentlich dort auftritt und einziger deutscher Kommissar ist
es geht nicht an, dass 2 solche Oberganoven wie Juncker und Dijsselbloem die Spitzen dieser EU sind oder
es geht nicht an, dass es 2 Oberzentren gibt mit jeweils Tausenden von überflüssigen und überbezahlten Beamten und vor allen Dingen geht es nicht an, dass es keinen einzigen von den Völkern der EU gewählten Vertreter gibt, alles nur Inzucht der Ohnmacht und des Geldes.

ede

Re: Die Lage der EU - hoffnungslos, aber nicht ernst?

#3

Beitrag von ede » Mo 28. Dez 2015, 19:01

voltaire » 28 Dec 2015, 18:31 hat geschrieben:Ich will mal versuchen, das ganz simpel in meinen Worten und aus deutscher Sicht zu beschreiben:

Es geht nicht an, wenn die Sprache des größten Landes und die gleichzeitig von den meisten Menschen gesprochene, nämlich Deutsch, keine offizielle Sprache ist,
es geht nicht an, wenn die deutsche Politik seit Jahrzehnten ihre blödesten Vertreter nach Brüssel schickt,
es geht auch nicht an, dass der lächerlichste dieser Vögel , nämlich Öttinger öffentlich dort auftritt und einziger deutscher Kommissar ist
es geht nicht an, dass 2 solche Oberganoven wie Juncker und Dijsselbloem die Spitzen dieser EU sind oder
es geht nicht an, dass es 2 Oberzentren gibt mit jeweils Tausenden von überflüssigen und überbezahlten Beamten und vor allen Dingen geht es nicht an, dass es keinen einzigen von den Völkern der EU gewählten Vertreter gibt, alles nur Inzucht der Ohnmacht und des Geldes.

Ergänzend: es geht auch nicht an, dass man den Hals nicht voll kriegt und immer noch mehr Staaten, und zwar extrem problembelastete, aufnehmen will.
Und zur Sprache. Offiziell gibt es 24 Amts- und Arbeitssprachen in der EU. In der Praxis aber ist die Sprache, in der Berichte und andere schriftlichen Dokumente der EU verfasst ist, das Englische. Ausgerechnet. Aber das ist halt die Weltspreche. Und oft dauert es Wochen, bis in die jeweiligen "Amts- und Arbeitsstraßen" übersetzt wird.
Für "blödeste" Vertreter kann man auch "unliebsame" oder "unbrauchbare, aber verdiente" einsetzen. Der aufgeblähte und überbezahlte Beamten- und Funktionärsapparat ist in der Tat ein Ärgernis, aber er profitiert am meisten von den Krisen, weil, wie Bonse richtig schreibt, jede Krise mindestens eine neue Kommission gebiert.
Bonse hat das Problem und die Gewinner der sich häufenden Krisen richtig erkannt. Die Idee verliert, die Institution mit den Apparatschkis gewinnt.

TomTinte

Re: Die Lage der EU - hoffnungslos, aber nicht ernst?

#4

Beitrag von TomTinte » Di 5. Jan 2016, 10:55

Hat jemand autorisierte Texte in deutscher Sprache für die beschlossenen Gesetze in Polen zum Thema Verfassungsgericht und Mediengesetze. So könnte man es im dem deutschen Recht bzw mit der in Dt. üblichen Praxis vergleichen.

Leider wird diese sehr sehr wichtige Information durch die Medien nicht erbracht. :diabolo:

TomTinte

Re: Die Lage der EU - hoffnungslos, aber nicht ernst?

#5

Beitrag von TomTinte » Fr 8. Jan 2016, 08:53

Ungarn will Sanktionen gegen Polen verhindern.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/p ... 71018.html

Tja die EU und einheitliche Rechtsnormen stehen halt nur auf dem Papier.
Die EU ist ein Zusammenschluss von lauter egoistischen Länder, wo jeder nur auf seinem Vorteil bedacht ist.

TomTinte

Re: Die Lage der EU - hoffnungslos, aber nicht ernst?

#6

Beitrag von TomTinte » Do 21. Jan 2016, 08:04

Mazedonien, Kroatien, Serbien machen ihre Grenzen teilweise dicht. Dies passiert auf Wunsch von EU-Ländern.

Österreich hat Obergrenzen eingeführt. Andere Länder haben die Obergrenze eingeführt bzw. praktizieren es bereits.

http://www.welt.de/newsticker/news1/art ... linge.html

Wie war das mit den gemeinsamen Werten innerhalb der EU? :lach: :lach: :lach: :haha: :haha: :haha:

Boyy
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Re: Die Lage der EU - hoffnungslos, aber nicht ernst?

#7

Beitrag von Boyy » Do 21. Jan 2016, 10:18

Die EU ist eine Mißgeburt von der 1. Stunde an. Der Euro für den Deutschen der Weg zur Sozialhilfe. Die Vorteile sind plakativ und dumm ( Vater Waigel).
Ein kleines Beispiel, in Deutschland zahlt man für einen Mercedes mindestens 30% mehr. Klar im EU - Elend fühlt sich mancher Deutscher als der Max, merkt aber nicht wie die Anderen ihm die Kohlen klauen.

Boyy
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Registriert: Di 19. Jan 2016, 15:59

Re: Die Lage der EU - hoffnungslos, aber nicht ernst?

#8

Beitrag von Boyy » Do 21. Jan 2016, 14:13

Mittelfristig ist es wichtig, daß die NATO funktioniert, die EU ist ein Rohrkrepierer inzwischen.

Bric-a-Brac
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Registriert: Sa 16. Jan 2016, 15:55

Re: Die Lage der EU - hoffnungslos, aber nicht ernst?

#9

Beitrag von Bric-a-Brac » Do 21. Jan 2016, 15:49

Die EU und der Euro wird noch eine ganze Weile funktionieren.
.....und dann?
Na und, dann kommt wieder mal was Neues aber Deutschland wird auch dann eine starke Wirtschaft und Währung haben.
Ich glaube an keine Untergangsszenarien!

TomTinte

Re: Die Lage der EU - hoffnungslos, aber nicht ernst?

#10

Beitrag von TomTinte » Do 21. Jan 2016, 20:55

TomTinte » 21 Jan 2016, 08:04 hat geschrieben:Mazedonien, Kroatien, Serbien machen ihre Grenzen teilweise dicht. Dies passiert auf Wunsch von EU-Ländern.

Österreich hat Obergrenzen eingeführt. Andere Länder haben die Obergrenze eingeführt bzw. praktizieren es bereits.

http://www.welt.de/newsticker/news1/art ... linge.html

Wie war das mit den gemeinsamen Werten innerhalb der EU? :lach: :lach: :lach: :haha: :haha: :haha:

Slowenien hat jetzt auch eine Obergrenze.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/f ... 73264.html

Andere EU Länder die noch keine haben, werden folgen.

Hat die schwedische Polizei Anweisungen zur Flüchtlingskriminalität?

http://www.spiegel.de/politik/ausland/s ... 73127.html

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