Hermann-Schmid-Akademie in Augsburg schließt zum Schuljahresende

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SLR
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Hermann-Schmid-Akademie in Augsburg schließt zum Schuljahresende

#1

Beitrag von SLR » Sa 7. Mär 2020, 07:31

Die HSA, eine Privatschule mit fünf Zweigen u.a. einer Technikerschule, einer Wirtschaftsschule und einer Realschule wird zum Schuljahresende ihren Betrieb einstellen.

Begründet wird damit, dass aufgrund der aktuellen Arbeitsmarktsituation, des allgemeinen Lehrermangels und der rufschädigenden Berichterstattung über die Akademie nicht genügend qualifiziertes Personal für einen qualitativ hochwertigen Schulbetrieb gefunden werden kann.

Laut der Geschäftsführerin, Prokuristin Nicole Schmid, Tochter des Gründers Hermann Schmid, der die Schule vor 32 Jahren aus der Taufe hob, habe die Schließung nur bedingt etwas damit zu tun, dass die Akademie im Focus der Staatsanwaltschaft liegt, im November Büros der Schule sowie Privatwohnungn durchsucht wurden und der Vorwurf des Subventionsbetrugs im Raum steht.

Begonnen hatten die Querelen schon etwas früher, als Eltern, die Mitglied eines Fördervereins waren, Auskunft darüber verlangten, was mit den Geldern, die sie freiwillig beitrugen geschehe, was ihnen verweigert wurde, woraufhin in Kulmination der Ereignisse, die Kinder der 'Meuterer' von der Schule verwiesen wurden. Harter Tobak, so empfang man das seinerzeit.

Noch sind die Vorwürfe nicht erhärtet, gilt die Unschuldsvermutung, aber so eine gewisse Tendenz scheint sich schon abzuzeichnen. Darüber hinaus haben sich Lehrer auch über vergleichsweise schlechte Bezahlung beklagt. Das kann man sich nun so richtig gut als Grund vorstellen, sich in Zeiten, in denen man auch woanders einen Arbeitsplatz bekommt, nicht bei der HSA zu verdingen.

Nun ist natürlich Feuer am Dach, denn für 360 Schüler - etwa zur Hälfte Realschüler, für die das Angebot in Augsburg ohnehin knapp ist - müssen nun Plätze an anderen Schulen gefunden werden. Das Ministerium ist bereits informiert und eingeschaltet und der Beauftragte Buchhorn ist zuversichtlich, dass man gemeinsam eine Lösung finden werde, die Schüler wohnortnah an einem Bildungsinstitut unterzubringen. Kein Schüler müsse auf eigen Faust einen neuen Platz suchen.

Der Neubau an der Sommestraße, nahe des Reese-Areals wurde erst vor 5 Jahren bezogen und der Rückzug der Akademie könnte für die Stadt Augsburg ein willkommener Rettungsanker sein. Braucht man doch für das dringend sanierungsbedürftige jPeutingergymnasium (die Schule Bert Brechts) an der Blauen Kappe - eine Ausweichmöglichkeit, wenn man es nicht, wie auch schon angedacht ganz umsiedelt. Die CSU-Stadtratsfraktion hat deshalb schon mal den Ankauf des Schulgebäudes vorgeschlagen.

Klingt verlockend. Des einen Freud.... Nun gilt es die Möglichkeiten nicht wieder im parteipolitischen Streit zu zerreden und verstreichen zu lassen. Für das Gebäude findet sich gewiss auch ein anderer Käufer/eine andere Nutzung, zentral, innenstadtnah gelegen wie es ist, ausgestattet mit reichlich Parkplätzen. Gäbe es dann bis zur Fertigstellung des Bahnhoftunnels auch noch eine Straßenbahnlinie 5 durch die Ackermannstraße - doch das wurde bereits versäckelt...

https://www.augsburger-allgemeine.de/au ... 80191.html


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Don Cat
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Re: Hermann-Schmid-Akademie in Augsburg schließt zum Schuljahresende

#2

Beitrag von Don Cat » So 8. Mär 2020, 01:40

Jetzt zieht das marode Peutinger ein.
Passt doch!
So richtig gut ist's nirgends.
Josef Hader

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SLR
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Re: Hermann-Schmid-Akademie in Augsburg schließt zum Schuljahresende

#3

Beitrag von SLR » Mo 9. Mär 2020, 08:38

Das ist noch nicht so sicher, dass das PG in den Genuss kommt.

Es werden Widerstände laut aus der Elternschaft der HSA. Und zumindest vor der Wahl finden es die anderen Koalitionäre des Augsburger 'Regierungsbündnisses' angebracht, die andere Seite nicht zu verprellen. Dirk Wurm möchte deshalb erst mal prüfen, ob nicht Real- und Wirtschaftsschule weitergeführt werden können. Die Realschule als Außenstelle einer staatlichen Realschule beispielsweise. Auch die Grünen sehen nun erst mal Redebedarf.

Okay, natürlich sollte man nichts übers Knie brechen. Aber wenn man erst mal ins Debattieren verfällt....

Mich würde in diesem Zusammenhang interessieren, wie der Schulneubau vor 5 Jahren finanziert wurde. 21 Mio Euro habe der gekostet und sei vom Förderverein der HSA verwirklicht worden. Doch wohl kaum ohne Fördermittel des Staates? Müssen die zurückgezahlt werden, wenn man den Schulbetrieb einfach so einstellt? Wer kassiert einen etwaigen Gewinn, der mittels gestiegener Immobilienpreise ggf. erzielt werden könnte?

https://www.augsburger-allgemeine.de/au ... 97836.html
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Re: Hermann-Schmid-Akademie in Augsburg schließt zum Schuljahresende

#4

Beitrag von SLR » Di 10. Mär 2020, 06:37

Update:

Schüler-, Lehrer- und Elternschaft protestiert heftig gegen die Schulschließung.

Empörung wird vor allem darüber geäußert, dass in völliger Empathielosigkeit, das Schicksal der Schule und damit der Schüler und Lehrer als besiegelt gilt, weil die Stadt die Übernahme des Gebäudes als willkommene Lösung für ihr Problem Peutingergymnasium ansieht.

Da ist natürlich etwas dran. Und in erster Linie wird kritisiert, dass Beratungen aus einer nichtöffentlichen Sitzung per Pressemitteilung an die Öffentlichkeit gebracht wurden, vor allem von Stadtrat Volker Schafitel, der wegen solchem Vorgehen schon öfter hart kritisiert bis von Sitzungen ausgeschlossen wurde.

Fakt ist aber auch, dass die Schulleitung wohl an die Stadt herangetreten ist, weil kein anderer freier Träger die Schule übernehmen wollte und die HSA für die Abwicklung (Stichwort Sozialplan für die Beschäftigen) finanzielle Mittel braucht, insofern ein Verkauf also unvermeidlich sei.

Dass die Stadt darin auch eine Chance sieht, ihre Probleme bei der Sanierung des PGs zu lösen, kann man ihr nicht verdenken, sie hätte aber besser die Sorgen der Schüler vorhersehen und mit berücksichtigen sollen.

Aber so ist es eben. Die Veranwortlichen der HSA können sich auch ein Dienstleistungszentrum an diesem Platz vorstellen. Andere können das sicher auch. Wenn das Gebäude an einen Investor verkauft wird, wird der dort vermutlich auch keine Rücksicht auf Schülerinteressen nehmen - es sei denn die HSA kann das beim Verkauf zur Bedingung machen. Nur wird dieser das Hemd (höherer Kaufpres) vermutlich näher sein als die Jacke (Abwicklung im Sinne der Schüler). Wenn dann ein anderer Käufer zum Zug kommt, wird es wieder heißen, die Stadt habe eine Chance vertan.

https://www.augsburger-allgemeine.de/au ... 07161.html

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Re: Hermann-Schmid-Akademie in Augsburg schließt zum Schuljahresende

#5

Beitrag von thai.fun » Di 10. Mär 2020, 12:25

Ich sinniere auch so vor mich hin.
Ist es besser Junges "Gemüse" das ja bekanntlich x-mal höhere Chance zum Coronavirus überleben hat, vom "Gemüsegarten" der Schule zu Opa's Schrebergarten nach Hause zu schicken, wo ja bekanntlich Alters- und Gesundheits- halber eine x-mal niedrige Chance zum Coronavirus überleben herrscht!? :confus:

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Re: Hermann-Schmid-Akademie in Augsburg schließt zum Schuljahresende

#6

Beitrag von SLR » Di 10. Mär 2020, 12:39

thai.fun hat geschrieben:
Di 10. Mär 2020, 12:25
Ich sinniere auch so vor mich hin.
Ist es besser Junges "Gemüse" das ja bekanntlich x-mal höhere Chance zum Coronavirus überleben hat, vom "Gemüsegarten" der Schule zu Opa's Schrebergarten nach Hause zu schicken, wo ja bekanntlich Alters- und Gesundheits- halber eine x-mal niedrige Chance zum Coronavirus überleben herrscht!? :confus:
Keine Sorge - Rettung naht. Die 'Lehmbaugruppe'eine andere privatrechtliche Bildungsstätte in Augsburg mit bestehenden 5 Einrichtungen hat ihre Hilfe angeboten. Mit ihr sei noch gar nicht gesprochen worden. Sie sieht Möglichkeiten einige Teile der HSA in ihren Ausbildungsstätten unterzubringen und evtl. die Realschule am vorhandenen Platz weiterzuführen.

https://www.augsburger-allgemeine.de/au ... 12731.html
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Re: Hermann-Schmid-Akademie in Augsburg schließt zum Schuljahresende

#7

Beitrag von SLR » Sa 14. Mär 2020, 13:29

Heute berichtet die AA, dass die Lehmbaugruppe von der von der HSA beauftragten Unternehmensberatung deshalb nicht angefragt wurde, weil man sich mit der nicht allzu grün war: Da die Lehmbaugruppe ebenfalls eine Technikerschule betreibt, war das die nicht wohlgelittene Konkurrenz.

Ansonsten bleibt nach wie vor einiges im Dunkeln. Warum genau die HSA nun eigentlich hinwerfen will, warum sie den Schulbetrieb nicht nach und nach abwickelt und frei werdende Räumlichkeiten nicht vermietet (beispielsweise an die Stadt als Ausweichquartier für Sanierungsarbeiten am PG). Die zuerst kolportierte Begründung, man bräuchte das Geld aus dem Verkauf für einen Sozialplan für gekündigte Lehrer scheint nicht zu stimmen, denn wie Frau Schmid kund tat, gehöre das Schulhaus dem Förderverein - das Personal jedoch sei bei einer gemeinnützigen GmbH angestellt. Na also. Dann kann der Verkauf des Gebäudes doch gar nicht so dringend sein, doch genau DAS wird nun wieder behauptet. Ein neuer Träger müsse nicht nur die Betreiber GmbH kaufen (!) - (eine gemeinnützige GmbH kaufen???) sondern dem Verein auch das Gebäude ab.

Also tut mir leid, das hat für mich ein Gschmäckle und nicht wenig. Die Familie sieht wegen den Ermittlungen, die gegen sie laufen ihre Felle davonschwimmen und möchte schnell noch die Kohle aus dem Projekt ziehen, für etwaige Rückzahlungen ist dann keine mehr vorhanden. So oder so ähnlich, kann man sich das vorstellen.

Bei der Stadt hat die Kritik der Eltern, die sich völlig unverständlicherweise nicht am Handeln der Familie Schmid entzündet, dazu geführt, dass man nun doch in erster Linie dafür sorgen will, dass eine ehemalige Privatschule ohne große Sorgen in ihrem schönen neuen Gebäude weiter bestehen bleiben kann, dann vllt. sogar ohne Schulgeld? Da haben die Eltern ja dann das große Los gezogen und dieser Gedanke, der mir so eben gekommen ist, ist so stichhaltig, dass einem auf einmal klar wird, warum die gar kein Interesse daran haben, dass die HSA weiterbesteht - nur dass ihre Kinder weiter dort unterrichtet werden. Bingo.

https://www.augsburger-allgemeine.de/au ... 50406.html
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leopold

Re: Hermann-Schmid-Akademie in Augsburg schließt zum Schuljahresende

#8

Beitrag von leopold » Sa 14. Mär 2020, 15:58

SLR hat geschrieben:
Sa 14. Mär 2020, 13:29
Also tut mir leid, das hat für mich ein Gschmäckle und nicht wenig. Die Familie sieht wegen den Ermittlungen, die gegen sie laufen ihre Felle davonschwimmen und möchte schnell noch die Kohle aus dem Projekt ziehen, für etwaige Rückzahlungen ist dann keine mehr vorhanden. So oder so ähnlich, kann man sich das vorstellen.

In diesem Punkt irren Sie. Näheres kann ich dazu aber nicht sagen.

Die HSA ist nach meinen Informationen dafür bekannt, dass dort viele Kinder unterrichtet werden, die es auf staatliche oder städtische Schulen wegen allzu schlechter Noten nicht geschafft haben bzw. die auf solchen Schulen unter normalen Umständen keinen Abschluss erreichen würden.
Lehrer verdienen an solchen Schulen deutlich weniger als in öffentlichen Schulen, was - neben der Rufschädigung durch die Anzeige - dazu führte, dass die HSA in Zeiten des Lehrermangels zuletzt kaum mehr Lehrerpersonal gefunden hat, übrigens der Hauptgrund für die Schließung.
Die Qualität der Schule dürfte vor diesem Hintergrund nicht unbedingt besser gewesen sein als die der öffentlichen Schulen, eher umgekehrt. Privatschulen verlangen Geld und sie vergeben dafür Abschlüsse, das ist der Grund, warum manche Eltern den Übertritt ihrer Kinder in öffentliche Schulen fürchten dürften.

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Re: Hermann-Schmid-Akademie in Augsburg schließt zum Schuljahresende

#9

Beitrag von SLR » Sa 14. Mär 2020, 16:32

Ja, nein - ich weiß nicht. Irgendwas an der Sache ist oberfaul.

Die Frenzelsche Wirtschaftsschule hatte früher diesen Ruf. Vllt die eine oder andere Privatschule auch noch. Da wohl aber tatsächlich in Augsburg Knappheit an Plätzen in Realschulen (vor allem für Jungen) bestand, könnte es schon möglich sein, dass Eltern, die es sich leisten konnten, ihr Kind lieber auf eine schöne neue Realschule schicken wollten, selbst wenn es diese auf einer staatlichen geschafft hätte.

Das mit dem eklatanten Lehrermangel wird von der Elternschaft dementiert. Außerdem sollte man dann vllt. nicht selbst noch Lehrern kündigen (zu kündigen versuchen).

Aber sei es wie es will: Hätte man die Schule jahrgangsweise abgewickelt, hätten die Lehrer schon noch gereicht. Warum stellt sich die Familie denn nicht ihrer Verantwortung?
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leopold

Re: Hermann-Schmid-Akademie in Augsburg schließt zum Schuljahresende

#10

Beitrag von leopold » Sa 14. Mär 2020, 17:17

Die Familie Schmid kann nun auch nichts dafür, dass man sie angezeigt hat. Die negativen Folgen müssen sich schon die Lehrer und Eltern zurechnen lassen, die das gemacht haben. Soweit ich informiert bin, wäre es eher verwunderlich, wenn strafrechtlich etwas hängen bliebe. Die Vorschriften und die Methodik des Mittelabrufs der staatlichen Gelder sind recht elastisch, was auch notwendig ist, da sich in so einem großen Schulbetrieb im Betriebsablauf ständig etwas ändert. Diese Anzeige war m. E. der Sargnagel für die Schule.
Dass die Familie Schmid vor diesem Hintergrund nun finanziell halbwegs ungeschoren aus der Sache rauskommen will, ist verständlich. Ein klarer Schnitt ist diesbezüglich sicher die beste Lösung.

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