"Hilfstourismus" am Oberhauser Bahnhof

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SLR
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"Hilfstourismus" am Oberhauser Bahnhof

#1

Beitrag von SLR » Sa 9. Jan 2021, 08:45

Ein 'schönes' Thema greift die AA heute auf.

Spendenfreudige Mitbürger verderben die Sitten am Helmut-Haller-Platz, stacheln die Klienten des BeTreff gegen die Institution und die Sozialarbeiter auf und sorgen für untragbare Zustände, die die Anwohner wieder einmal auf die Palme bringen.

Aber von vorne:

Wenn man böse sein möchte, bringt man die neuerdings aufgekommene Liebe einiger Augsburger Bürger zu den sonst so geschmähten Randgruppen am Vorplatz des Bahnhofs zu Oberhausen in Verbindung mit den geschlossenen Sozialkaufhäusern.

"Wo sollen wir denn jetzt unsere ausgemisteten Sachen hintun?" wird sich manch einer gefragt haben, nachdem er in der Hirblinger- oder Riedingerstraße vor verschlossenen Türen stand. Ach bringen wir sie doch gleich den Bedürftigen vorbei, bevor wir sie wieder mit nach Hause nehmen. Am Bahnhof O finden wir mit Sicherheit welche, die dankbar dafür sind.

So weit so gut oder schlecht

So der Ansatz in erster Linie ein solcher ist, dass man seinen Ramsch loswerden möchte, hat es mit der monstranzmäßig vor sich hergetragenen Nächstenliebe natürlich wenig zu tun. Zumindest bei denen, die sich mit den Spendenempfänger per Selfie ablichten und das in die Netzwerke speisen, scheint dieser Gedanke nicht abwegig.

Einige mögen tatsächlich ihre soziale Ader entdeckt haben, mit Herzblut dabei sein und es gut mit den Betroffenen meinen, nur ist gut gemeint eben nicht immer auch wirklich hilfreich.

Den Sozialarbeitern stößt übel auf, dass man den kleinen Ansatz zur Eigeninitiative, den sie bei ihren Schützlingen zu fördern trachten, unterläuft, indem man ihnen nun alles auf dem Silbertablett serviert, wo sie nur zur Kleiderkammer gehen müssten, um dort das Nötige zu erhalten, zum anderen scheinen die Helfer auch noch gegen sie zu sticheln, in dem sie den Hilfsbedürftigen irgendwelche Flöhe ins Ohr setzen, die diese so unzufrieden mit der Einrichtung und den Helfern werden lassen, dass sie anfangen zu murren und ihre Arbeit als ungenügend bewerten.

Dass manche Leute warme Mahlzeiten vorbeibringen, ist zwar nett gemeint, unter hygienischen Gesichtspunkten (vllt. gerade auch zu Coronazeiten) bedenklich. Dass das Essen, das nicht verzehrt wird, einfach stehen gelassen wird, führt zu teilweise unhaltbaren Zuständen, da es Ratten anlockt. Auch Kleidung, die packweise abgeliefert wird, wird durchwühlt, ausgesucht und der Rest bleibt liegen, landet in den Anlagen, verdreckt, geht kaputt, Anwohner führen wieder Klage...

Die Polizei schaute schon häufiger vorbei, das Ordnungsamt ist alarmiert. Offenbar möchte man erst mal auf Einsicht setzen und Verständnis für die Problematik erwirken.


Interessant ist, dass man Hilfe schon so weit institutionalisiert hat, dass privates Engagement eher als störend empfunden wird. Allerdings sind die Argumente gegen dieses nicht von der Hand zu weisen. Die Hilfsbereitschaft von einzelnen Privatpersonen kann auch schnell wieder vorbei sein, zurück bleibt dann ein zerrüttetes Verhältnis von Sozialarbeitern und Süchtigen.


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