Überfällig: Deutschland erkennt Völkermord an Namas und Hereros an

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thai.fun
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Re: Überfällig: Deutschland erkennt Völkermord an Namas und Hereros an

#21

Beitrag von thai.fun » Sa 29. Mai 2021, 12:15

messalina hat geschrieben:
Fr 28. Mai 2021, 12:37
Man müsste nur kucken, wo das Geld wirklich hingeht. ...
... es versickert in den "Krokodilstränen" der reuigen Sünder!? :engel:



ede

Re: Überfällig: Deutschland erkennt Völkermord an Namas und Hereros an

#22

Beitrag von ede » Sa 29. Mai 2021, 13:45

Wer interessiert ist, einen Roman zu diesem Thema zu lesen, dem kann ich

"Morenga" von Uwe Timm,
einem der bedeutendsten deutschen (und noch lebenden) Schriftsteller empfehlen. Ausgezeichnet u.a. mit dem Schillerpreis, Heinrich-Böll-Preis, dem Deutschen Jugendliteraturpreis (Rennschwein Rudi Rüssel), dem Großen Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und dem Bundesverdienstkreuz.
Die letzte Ausgabe (2020) übrigens mit einem Nachwort von Robert Habeck.
Timm hat auch die "Die Entdeckung der Currywurst" geschrieben.

"Morenga" ist ein sehr berührender, anschaulicher und gut recherchierter historischer Roman mit bizarren und schlimmen Episoden, in dem sich Fiktion und Realität bruchlos ergänzen. Er hat mich damals schwer beindruckt - und bedrückt.
Ein Roman, der auch heute noch so frisch und gut lesbar ist wie vor 43 Jahren.
Denn der Roman erschien bereits 1978 (!!!) und das Thema "Völkermord an den Herero und Nama" (damals noch Hottentotten genannt) wurde damals öffentlich nicht wahrgenommen bzw. totgeschwiegen.
Es war sein erster größerer, aber überschaubarer Erfolg, der allerdings ohne Nachhall blieb, wohl auch deswegen, weil Uwe Timm von 1970 - 81 Mitglied der DKP war.
Ich lese ihn derzeit, aus aktuellem Anlass, zum zweiten Mal.

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leopold
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Re: Überfällig: Deutschland erkennt Völkermord an Namas und Hereros an

#23

Beitrag von leopold » Mo 31. Mai 2021, 17:42

Das ist der Grund, warum es so schwierig ist, ein so lange zurückliegendes Verbrechen aufzuarbeiten. Es tauchen sofort Glücksritter auf, denen nicht an Aussöhnung und Erinnerung gelegen ist, sondern an ihrem persönlichen Vorteil. Die heutige deutsche Politik ist aber den heute in Deutschland lebenden Menschen verpflichtet:
1,1 Milliarden Euro hat die Bundesregierung den Herero und Nama in Namibia angeboten – verteilt über einen Zeitraum von 30 Jahren. Die Volksgruppen halten den Betrag für „beleidigend“. Die Reparation nach dem Völkermord müsse neu verhandelt werden.
https://www.welt.de/politik/ausland/art ... utocurated

ede

Re: Überfällig: Deutschland erkennt Völkermord an Namas und Hereros an

#24

Beitrag von ede » Mo 31. Mai 2021, 18:57

leopold hat geschrieben:
Mo 31. Mai 2021, 17:42
Das ist der Grund, warum es so schwierig ist, ein so lange zurückliegendes Verbrechen aufzuarbeiten. Es tauchen sofort Glücksritter auf, denen nicht an Aussöhnung und Erinnerung gelegen ist, sondern an ihrem persönlichen Vorteil. Die heutige deutsche Politik ist aber den heute in Deutschland lebenden Menschen verpflichtet:

https://www.welt.de/politik/ausland/art ... utocurated
Ich glaube nicht, dass die Herero und Nama den Vertrag ablehnen, weil ihnen als "Glücksritter" (was für ein absonderlicher Begriff in diesem Zusammenhang) der persönliche Vorteil wichtiger wäre, sondern weil sie einfach übergangen wurden.
Die größte ethnische Gruppe in Namibia sind die Ovambo mit 50%, ihr gehören auch die meisten Regierungsmitglieder an, wahrscheinlich sogar alle.
Die Herero haben 7,5% Bevölkerungsanteil, die Nama 4,8.
Also erst mal informieren, bevor man losschwätzt und den Herero und Nama die Schuld gibt.

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leopold
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Re: Überfällig: Deutschland erkennt Völkermord an Namas und Hereros an

#25

Beitrag von leopold » Mo 31. Mai 2021, 19:22

ede hat geschrieben:
Mo 31. Mai 2021, 18:57
Ich glaube nicht, dass die Herero und Nama den Vertrag ablehnen, weil ihnen als "Glücksritter" (was für ein absonderlicher Begriff in diesem Zusammenhang) der persönliche Vorteil wichtiger wäre, sondern weil sie einfach übergangen wurden.
Die größte ethnische Gruppe in Namibia sind die Ovambo mit 50%, ihr gehören auch die meisten Regierungsmitglieder an, wahrscheinlich sogar alle.
Die Herero haben 7,5% Bevölkerungsanteil, die Nama 4,8.
Also erst mal informieren, bevor man losschwätzt und den Herero und Nama die Schuld gibt.
Persönlich betroffen ist nach über 100 Jahren sicher niemand mehr und in sechs Jahren Verhandlungen sollten dort doch alle mitgekriegt haben, um was es dabei geht. Es waren ja keine Geheimverhandlungen.
Deutschland sollte allerdings streng darauf achten, dass das Geld dem Zweck der Vereinbarung dient und nicht in irgendwelchen dunklen Kanälen versickert. Mit 1,1 Milliarden Euro kann man in solch einem Land einiges bewegen. Der Begriff "beleidigend" ist da wohl nicht angemessen und brachte mich zum Begriff "Glücksritter".

ede

Re: Überfällig: Deutschland erkennt Völkermord an Namas und Hereros an

#26

Beitrag von ede » Mo 31. Mai 2021, 19:27

leopold hat geschrieben:
Mo 31. Mai 2021, 19:22
Persönlich betroffen ist nach über 100 Jahren sicher niemand mehr und in sechs Jahren Verhandlungen sollten dort doch alle mitgekriegt haben, um was es dabei geht. Es waren ja keine Geheimverhandlungen.
Deutschland sollte allerdings streng darauf achten, dass das Geld dem Zweck der Vereinbarung dient und nicht in irgendwelchen dunklen Kanälen versickert. Mit 1,1 Milliarden Euro kann man in solch einem Land einiges bewegen. Der Begriff "beleidigend" ist da wohl nicht angemessen und brachte mich zum Begriff "Glücksritter".
Darum geht es auch gar nicht.
Aber es gibt auch so etwas wie Familiengeschichte. Und korrekt war auch nicht, dass die beiden betroffene ethnischen Gruppen gar nicht erst in die engeren Verhandlungen einbezogen wurden.

外国人

Re: Überfällig: Deutschland erkennt Völkermord an Namas und Hereros an

#27

Beitrag von 外国人 » Di 1. Jun 2021, 09:11

外国人 hat geschrieben:
Sa 29. Mai 2021, 11:19
Die Grünen, Lanz, die Chinesen…
Ich ergänze: Beamte, Schullehrer und Juristen…

ede

Re: Überfällig: Deutschland erkennt Völkermord an Namas und Hereros an

#28

Beitrag von ede » Fr 11. Jun 2021, 08:08

Durchgerungen, den Mord an den Hereros und Namas als Völkermord zu bezeichnen, hat sich ein Regierungsmitglied, Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul, schon deutlich früher, nämlich 2007 in der schwarz-roten Regierung unter Merkel.
WINDHUK. Gut 100 Jahre nach dem Massaker am Herero-Volk im heutigen Namibia haben Nachfahren des verantwortlichen deutschen Generals die Nachkommen der Opfer um Vergebung gebeten. Insgesamt elf Deutsche begaben sich am Dienstag auf eine Versöhnungsreise in das südwestafrikanische Land, in dem die Herero heute die zweitgrößte ethnische Gruppe bilden(...)
Die Herero beanspruchen eine Wiedergutmachung von Deutschland. Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul hat das damalige Massaker als Völkermord verurteilt und sich im Namen Deutschlands entschuldigt. Finanzielle Entschädigung hat sie ausgeschlossen.
https://www.abendblatt.de/politik/ausl ... ebung.html
Leider hatte Kanzlerin Merkel damals diese Vorlage nicht aufgenommen.

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