Satire und Komik in Zeiten des Terrors - Zurückhaltung oder jetzt erst recht!

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Auri

Satire und Komik in Zeiten des Terrors - Zurückhaltung oder jetzt erst recht!

#1

Beitrag von Auri » Mi 18. Nov 2015, 12:13

Einige Zitate aus folgendem Artikel:
http://www.zeit.de/news/2015-11/18/terr ... t-18114002
"Charlie Hebdo". "Sie haben die Waffen. Wir scheißen auf sie, wir haben den Champagner!"

Der Chefredakteur des Satiremagazins "Titanic", Tim Wolff, betont: "Satiriker dürfen in Zeiten des Terrors so weit gehen, wie sie es für angemessen halten, aber nicht so weit wie Terroristen."

Dietrich Ewald wirbt dafür, einen kühlen Kopf zu bewahren - und nicht einzuknicken. "Immer muss Kultur aus meiner Sicht Flagge zeigen für Toleranz und gegen Fremdenhass", sagt er. Solange es keine Hasstiraden auf der Bühne gebe, könne Gewalt immer ein Mittel des Kabaretts sein. "Die Grundlage aller Freiheit ist Rücksichtnahme"

Heinz Becker: "Ich glaube nicht, dass Satire im Moment etwas erreicht Zumal ich in meinem aktuellen Programm auch die Themen Terror und Islam sehr intensiv satirisch behandele."


Ich sehe es etwas kritisch.
Zum einen sollte man jetzt aufrecht für Demokratie und Freiheit selbstbewusst hinstehen, aber zum anderen ist es keine Zeit für Klamauk und dumme Witze.
Hintergründiges, nicht oberflächliches ist gefragt, die denker nicht die Schenkelklopfer sollten den Ton angeben. Und es sollte nie um verbale Aufrüstung und Scharfmacherei gehen.

Meine persönliche Meinung.



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berndgrimm
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Re: Satire und Komik in Zeiten des Terrors - Zurückhaltung oder jetzt erst recht!

#2

Beitrag von berndgrimm » Mi 18. Nov 2015, 13:21

Ich habe mir heute Nachmittag die Aufzeichnung der Kabarett Sendung " Die Anstalt" angesehen
die gestern Abend im ZDF lief.
Die haben m.E. die Anschläge in Paris sehr gut in ihr eigentliches Thema der Gefahr von Rechts eingebaut.
Kabarett ist eben nicht Mario Barth.
Hä?

bbuchsky
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Re: Satire und Komik in Zeiten des Terrors - Zurückhaltung oder jetzt erst recht!

#3

Beitrag von bbuchsky » Mi 18. Nov 2015, 13:39

Es bleibt eine Verbeugung vor religiösem Faschismus, auf die tägliche Mohammed-Karrikatur verzichten zu müssen. Nach den Attacken auf Kurt Westergaard und dem Anschlag auf Charlie Hebdo hätte ich von jeder europäischen Zeitung eine tägliche Sammlung der Karrikaturen zu diesem Witzbold Mohammed erwartet. Jeden Tag, bis zum Sankt-Nimmerleinstag.
Reizkonfrontationstherapie zur Kultivierung der Frustationstoleranz wäre ein deutliches Signal eines säkularen Europa gewesen.

"Die Anstalt" gestern war hervorragend. Man darf davon ausgehen, dass sich auch hier im Forum immer noch einige weigern, die offensichtliche staatliche Verstrickung in die NSU-Morde zu erkennen. Bittere Erkenntnis, dass beamtete Mordbeteiligte oder Auftraggeber einer Mordserie völlig unbehelligt weiter frei rumlaufen dürfen, und aus Steuermitteln finanziert werden.

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Zool
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Re: Satire und Komik in Zeiten des Terrors - Zurückhaltung oder jetzt erst recht!

#4

Beitrag von Zool » Do 19. Nov 2015, 07:02

bbuchsky » 18 Nov 2015, 13:39 hat geschrieben: ..............Reizkonfrontationstherapie zur Kultivierung der Frustationstoleranz wäre ein deutliches Signal eines säkularen Europa gewesen.
Aus rein psychologischer Sicht völlig richtig, nur würde die Fachrichtiung selber unter Umständen davon abraten es aufzuzwingen sollte der "Patient" selbst keine Bereitschaft dazu zeigen mitzuwirken.

Keine Kritik sondern wissenschaftlicher, empirischer Ansatz.
Hätte ich jemals vorher gewusst was auf mich zukommt hätte ich niemals etwas angefangen.

SophieLaRoche

Re: Satire und Komik in Zeiten des Terrors - Zurückhaltung oder jetzt erst recht!

#5

Beitrag von SophieLaRoche » Do 19. Nov 2015, 09:47

berndgrimm » 18 Nov 2015, 13:21 hat geschrieben:Ich habe mir heute Nachmittag die Aufzeichnung der Kabarett Sendung " Die Anstalt" angesehen
die gestern Abend im ZDF lief.
Die haben m.E. die Anschläge in Paris sehr gut in ihr eigentliches Thema der Gefahr von Rechts eingebaut.
Kabarett ist eben nicht Mario Barth.
berndgrimm » 18 Nov 2015, 13:21 hat geschrieben:Ich habe mir heute Nachmittag die Aufzeichnung der Kabarett Sendung " Die Anstalt" angesehen
die gestern Abend im ZDF lief.
Die haben m.E. die Anschläge in Paris sehr gut in ihr eigentliches Thema der Gefahr von Rechts eingebaut.
Kabarett ist eben nicht Mario Barth.
Danke für den Tipp, habe schon einen Teil nachgeguckt (Camper und 'Er ist wieder da' und Menschen bei...) Sehr eindrücklich, leider sehr wahr obwohl so überzogen.

@bbuchsky

Es fällt halt schwer, das zu glauben. Schlimm genug wo der Verfassungsschutz so überall seine Finger mit drin hat, dass die rechte Szene mit unserem Steuergeld agieren kann, aber Mord??? Beihilfe zum ggf. bei den Attentaten. Ich zögere halt immer bei solchen Vorwürfen, denn zu Unrecht beschuldigt ist immer genau so schlimm. Bei (erfundenen) Vergewaltigungen beispielsweise teilst Du diese Ansicht ja, soweit ich weiß...

bbuchsky
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Re: Satire und Komik in Zeiten des Terrors - Zurückhaltung oder jetzt erst recht!

#6

Beitrag von bbuchsky » Do 19. Nov 2015, 10:20

Verehrte Sophie, mir fällt es überhaupt nicht mehr schwer, die persönliche Gier und Bereitschaft zur organisierten Kriminalität innerhalb unserer politischen Kaste und der ihr angeschlossenen Verwaltung zu erkennen.
Wenn der V-Mann-Führer, ein womöglich verschuldeter Familienvater, über Ort und Zeitpunkt eines Banküberfalls der von ihm "betreuten" Nazis informiert ist, die Fluchtroute kennt und sich seinen Anteil abholen möchte, es dabei zu Auseinandersetzungen kommt, im Verlauf derer er die beiden Renitenzler erschießt, danach den Wagen anzündet, um 10 Minuten später vor Ort die Beweismittel zu inspizieren oder zu manipulieren, dann hat diese "Geschichte" weitaus mehr Gehalt als die Story von der Selbsttötung zweier brutaler Mörder.
Die wären nämlich ebenso tot gewesen, wenn sie sich in einem Feuergefecht mit SEK-Beamten zur Wehr gesetzt hätten, ohne den Makel der "Feigheit vor dem Feind" zu riskieren.

Seit der "Organisation Gehlen" ist die deutsche Sicherheitsarchitektur ein braun lackierter Haufen latenter Rechtsradikaler. Mir bleibt das Bild in guter Erinnerung, als bei einer Demo der NPD-Hogesa-Pegidisten der Leiter des SEK dem "Führer" der Nazibande brav die Hand schüttelte und ein paar warme Worte wechselte, um im nächsten Moment Pfefferspray in Richtung der Gegendemonstranten zu versprühen.
Bei den Kölner-Hogesa Krawallen gab es eine Festnahme. Bei den Freitaler Krawallen ebenso. Ich erinnere mich an Einkesselungen von Startbahngegnern, die gar keinen Krawall angezettelt hatten.
Oder haben die S21-Schläger ihre Knüppel nur für angeblich linke Demonstranten?

ede

Re: Satire und Komik in Zeiten des Terrors - Zurückhaltung oder jetzt erst recht!

#7

Beitrag von ede » Sa 26. Dez 2015, 07:23

Nato-Hure, mal Putin-Pudel
Es geht in diesem Interview um die "Anstalt", ihre politisch-aufklärerische Rolle (die Wandlung der "Satiresendung zur Volkshochschule"), über transatlantische Bündnisse und, damit zusammenhängend, ihre Rechsstreite mit den Mächtigen der Medien (DIE ZEIT) und die dubiose Rolle der Medien, über Ken Jebsen, die "Querfront" und natürlich auch - unvermeidlich, wenn es um Politik und Medien geht - über unsere Freunde aus Amiland.
Interviewpartner ist Dietrich Krauß, einer der Macher der Satirsendung die Anstalt.
http://www.kontextwochenzeitung.de/medi ... -3331.html

Anlässlich des juristischen Streits zwischen Josef Joffe, dem ZEIT-Herausgeber, und der "Anstalt", die in einer Sendung Joffes vielfältige Verbandelungen mit transatlantischen Lobbyverbänden anschaulich an der Tafel darstellte, zitiert Krauß den stellvertretenden Chefredakteurder ZEIT, Bernd Ulrich, der in seinem jüngsten Buch schrieb:

Krauß:
Wir machen eine Satiresendung und müssen sarkastisch sein. Wenn wir nur Fakten bringen, wäre das Arbeitsverweigerung. Aber Tatsache bleibt doch, dass diese Journalisten mit amerikaaffinen Thinktanks verbandelt sind. Selbst der stellvertretende Chefredakteur der "Zeit", Bernd Ulrich, hat dies jüngst in seinem Buch "Sagt uns die Wahrheit!" als problematisch bezeichnet. Wie kritisch er das bewertet – ungeachtet des Streits um einzelne Striche –, das hätten wir uns allerdings nicht träumen lassen. Darf ich Ulrich zitieren?

Aber bitte.

"Tatsächlich gibt es zahlreiche transatlantische Organisationen wie die Atlantik-Brücke, die Bilderberg-Konferenz und viele andere, in denen Politiker Militärs, Mitarbeiter amerikanischer Thinktanks und eben Journalisten zusammenkommen. Diese Veranstaltungen, von denen nicht berichtet werden darf, haben einen bestimmten Zweck – in der Regel: offiziell die Stärkung der transatlantischen Zusammenarbeit. De facto sind sie auch ein Transmissionsriemen für die amerikanische Denkart in der Außenpolitik, für die je angesagte Politik Washingtons. In diesen Netzwerken wurde in den Jahren der Mittelostkriege eine Politik vordiskutiert und rationalisiert, die aus heutiger Sicht als stellenweise durchgeknallt bezeichnet werden muss. [...] Durch dieses journalistische Eingebettetsein hat die außenpolitische Debatte hierzulande zuweilen einen merkwürdigen amerikanischen Akzent, oft gewinnt man beim Lesen den Eindruck, als würde einem in Leitartikeln etwas beigebogen, als gäbe es Argumente hinter den Argumenten, fast glaubt man, eine Souffleurstimme zu hören."

Wow, wir hätten es vielleicht nicht ganz so scharf formuliert.

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Luciana01
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Re: Satire und Komik in Zeiten des Terrors - Zurückhaltung oder jetzt erst recht!

#8

Beitrag von Luciana01 » Sa 26. Dez 2015, 09:40

Tja, nicht jeder findet die Wahrheit lustig...
Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher! Bertolt Brecht

Boy

Re: Satire und Komik in Zeiten des Terrors - Zurückhaltung oder jetzt erst recht!

#9

Beitrag von Boy » Sa 26. Dez 2015, 09:51

Auri » 18 Nov 2015, 12:13 hat geschrieben:Einige Zitate aus folgendem Artikel:
http://www.zeit.de/news/2015-11/18/terr ... t-18114002
"Charlie Hebdo". "Sie haben die Waffen. Wir scheißen auf sie, wir haben den Champagner!"

Der Chefredakteur des Satiremagazins "Titanic", Tim Wolff, betont: "Satiriker dürfen in Zeiten des Terrors so weit gehen, wie sie es für angemessen halten, aber nicht so weit wie Terroristen."

Dietrich Ewald wirbt dafür, einen kühlen Kopf zu bewahren - und nicht einzuknicken. "Immer muss Kultur aus meiner Sicht Flagge zeigen für Toleranz und gegen Fremdenhass", sagt er. Solange es keine Hasstiraden auf der Bühne gebe, könne Gewalt immer ein Mittel des Kabaretts sein. "Die Grundlage aller Freiheit ist Rücksichtnahme"

Heinz Becker: "Ich glaube nicht, dass Satire im Moment etwas erreicht Zumal ich in meinem aktuellen Programm auch die Themen Terror und Islam sehr intensiv satirisch behandele."


Ich sehe es etwas kritisch.
Zum einen sollte man jetzt aufrecht für Demokratie und Freiheit selbstbewusst hinstehen, aber zum anderen ist es keine Zeit für Klamauk und dumme Witze.
Hintergründiges, nicht oberflächliches ist gefragt, die denker nicht die Schenkelklopfer sollten den Ton angeben. Und es sollte nie um verbale Aufrüstung und Scharfmacherei gehen.

Meine persönliche Meinung.
Schöne Feiertage und ich möchte mich nochmals bedanken. Freue mich schon aufs Treffen, habe meinen Rückflug von ORD extra verändert.
LG
PS: Wurde " Denker " absichtlich so klein geschrieben?

TomTinte

Re: Satire und Komik in Zeiten des Terrors - Zurückhaltung oder jetzt erst recht!

#10

Beitrag von TomTinte » Do 14. Jan 2016, 09:37

Charlie Hebdo hat die Grenze des guten Geschmack aus meiner Sicht überschritten.
Erneut zeigt sich, dass man mit [selbst zensiert....]

http://www.spiegel.de/kultur/gesellscha ... 71922.html

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